Rezension

Konnte mich in diesen Strom aus Informationen und Gedanken nicht vollends einfinden

Papyrus -

Papyrus
von Irene Vallejo

Bewertet mit 3 Sternen

"Papyrus" lässt mich zwiegespalten zurück. Zunächst einmal ist der Titel missverständlich. Weder handelt es sich um die Geschichte der Welt, noch vollumfänglich die der Bücher. "Papyrus" gewährt uns vielmehr Einblicke in den Stellenwert des Lesens und des Buches, samt seiner Entwicklung zum Massenmedium, in einem Teil der Welt, ausgehend vom antiken Griechenland bis zum Untergang des Römischen Reiches. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Auch hier wird vieles unterschlagen.

Das wäre nun an sich nicht schlimm und hätte mich theoretisch dennoch begeistern können. Leider fiel es mir schwer, mich in den Erzählstil der Autorin einzufinden. Zweifelsohne spricht hier jemand mit einem enormen Wissen, wissenschaftlicher Kompetenz und einer riesigen Leidenschaft für Bücher. Allerdings fehlt Vallejo das Gespür dafür, den (Durchschnitts-)Leser - und dazu zähle ich mich - nicht zu überfordern mit Detailwissen und Namen sowie recht willkürlich erscheinenden Zeit- und Gedankensprüngen. In dieser Weise liest sich das Buch wie ein chronologisch locker arrangiertes Gerüst aus Mini-Essays, garniert mit allerlei Details und popkulturellen Referenzen. Ein Strom aus philosophischen Überlegungen, historischem Wissen - oft romanhaft ausgeschmückt - und weiteren (teils autobiografischen) Häppchen.

Wer sich für die Antike stark erwärmt und Vorwissen mitbringt, wird sich in diesem Buch sicher heimisch fühlen. Ich war ständig damit beschäftigt, weiterführende Informationen zu googlen, weil mir Zusammenhänge nicht ganz klar wurden und ich während des Lesens immer wieder durch thematische Sprünge aus dem Lesefluss gerissen wurde. Wobei mir durchaus klar ist, dass einige Überlegungen im Kontext zu betrachten sind. Beispiel: Die seit jeher bestehende Tendenz zur Zensur von (unliebsamen) Büchern, früher durch gezielte Vernichtung, heute (viel einfacher) per Knopfdruck. Hier macht es Sinn, von einem zum anderen zu denken und die Thematik als Ganzes zu betrachten. Wie gesagt... ich bin hin- und hergerissen.

Fazit: Eine Fülle von Informationen bietet sich uns hier. Und dennoch bleibt die Geschichte der Welt und die der Bücher lückenhaft. Persönlich hätte ich mich über eine straffere Erzählweise und klarere Struktur gefreut. Mir war es zu viel Fließtext, zu viele Abschweifungen, zu viele persönliche Bewertungen. Geschmackssache.