Rezension

Konnte mich leider nicht überzeugen.

Die List der Schanktochter -

Die List der Schanktochter
von Doris Röckle

Bewertet mit 3 Sternen

"JEDER MENSCH KANN SICH IRREN, ABER NUR DER TOR WIRD AUF SEINEN IRRTUM BESTEHEN."

 

Wie bei den bisherigen historischen Romanen der Autorin, besticht dieses Cover durch eine gewisse Leichtigkeit, aber doch auch einer gewissen Raffinesse. Das Genre zeigt sich jedenfalls sehr deutlich und macht Lust auf den Inhalt des Buches.

Schon gleich nach dem Einband erwartet den Leser eine Karte mit Orten der Reise, sowie die Bestimmung der heutigen Stadtnamen. Wahrscheinlich geht es vielen Lesern ähnlich wie mir, dass ich immer erst sehr ausgiebig die Karte studiere, den Weg verfolge und mir in Erinnerung rufe, wo ich selbst schon war.

Was mich bei historischen Roman auch immer begeistert, ist das Dramatis Personae, also das Personenverzeichnis mit Hinweisen auf "echte" Personen und eine kurze Einweisung, in welchem Verhältnis die Personen zueinander stehen. In dem Verzeichnis ist mir ein Namen besonders in Augen gestochen: Bruder Berno. Er trägt den Zusatz: der als Eremit am Kalksteinfelsen lebt. Hier war ich sehr gespannt, da ich Mönche bislang nur in einem Kloster kannte. (Aber hier werde ich später nochmal darauf zurückkommen)

Nun zum Prolog. Er führt uns ins Kloster Sankt Luzi, in das Jahr 1204. Hier erfährt man einiges über den Codex Henoch, wobei ich leider nur sehr wenig Informationen im Internet darüber gefunden habe. Aber am Ende des Prologs wird auch schon klar, weshalb Bruder Berno als Eremit leben musste. Schade, dass sie dieses Geheimnis so schnell gelüftet hatte.

In den nun folgenden 42 Kapiteln beschreibt die Autorin eine Geschichte, in der Historie, Liebe, Macht und Reichtum ihren Platz finden. Aber erst mal von vor. Der Plot beginnt 39 Jahre nach den Ereignissen im Prolog, und zwar im Tal des Rhyn. Wir lernen Mariana kennen. Sie wirkt sehr eigensinnig, spitzzüngig und manchmal auch einfach ein bisschen "Drüber". Eigentlich nicht wirklich passend, für die Zeit, in der der Roman spielt. Diese Charakterzüge machen sie zwar interessant, aber ab und zu hatte ich auch einfach das Gefühl, dass es mir zuviel wurde. Zuviel der Verbittertheit, zu forsch, einfach nicht wirklich liebenswert. Kein Wunder, dass sie die neue Frau ihres Vaters als Böse empfand. Die Autorin beschreibt dieses schlechte Verhältnis zwischen den beiden Damen sehr gut, aber irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dass nur die Stiefmutter die Böse war. Marianas Verhalten fand ich mehr als einmal als nervig, provokant und leider auch nicht zeitgemäß. Im Laufe der sehr umfangreichen Geschichte, damit meine ich nicht die Seitenzahl sondern vielmehr die vielen Stationen, zeigt Mariana auch hin und wieder eine nette Seite von sich. Gerne im Umgang mit Ihrem Sohn Heinrich könnte man sie durchaus als fürsorglich bezeichnen. Dennoch schwang die ganze Zeit auch so etwas Barsches über ihr. Kurzum, ich konnte keinen wirklichen Bezug zu ihr finden.

Die Autorin hat sich wirklich viel Mühe mit der Story und den Protagonisten gegeben, aber irgendwie war es mir von allem zuviel.

Ein Historisches Nachwort ergänzt die ganze Geschichte und erklärt weitere Zusammenhänge und geschichtliche Details.

Fazit: So nett wie die Geschichte über die Schanktochter anfing, so sehr Flaute die Stiry auch wieder ab. Ich hatte mir unter dem Titel eine andere Geschichte vorgestellt. Hier hatte mir der Titel wohl etwas anderes suggeriert. Die Story ist nicht schlecht, aber anders als erwartet.