Rezension

Konnte mich von der ersten bis zur letzten Seite fesseln

Ananda - Beta - Rachel Cohn

Ananda - Beta
von Rachel Cohn

Bewertet mit 5 Sternen

Elysia ist ein Klon, genauer gesagt ein Teenager-Klon im Beta-Stadium. Sie lebt auf der Insel Demesne, die einem Paradies gleichkommt, und soll den Menschen dienen. Ihre Aufgabe ist es, ihrer neuen „Familie“ zu gefallen und die ältere Schwester zu ersetzen. Doch hinter den Kulissen der Gesellschaft scheint es nicht ganz so paradiesisch zuzugehen und Elysia hört von Gerüchten über defekte Klone, die menschliche Gefühle entwickelt haben und nun rebellieren. Als sie plötzlich Erinnerungen an ihre First hat, Essen wirklich schmecken kann und Gefühle für einen Jungen entwickelt, stellt sie sich die Frage: Bin ich etwa auch defekt?

Die Autorin Rachel Cohn entführt die Leser von „BETA“ in eine neue Welt. Diese scheint auf den ersten Blick wirklich perfekt zu sein, schließlich ist die Insel Demesne der Ort der Reichen und Schönen. Und diese gönnen sich wirklich jeden Luxus: Vieles ist künstlich geschaffen - das Meer ist beispielsweise blau-violett – und die Luft wird mit zusätzlichem Sauerstoff angereichert. Um ihnen das Leben noch leichter zu machen wurden Klone von Toten entwickelt, die einen integrierten Chip besitzen, der ihnen sagt, was sie sich verhalten sollen – eine Seele haben sie nicht. Die Klone werden von den Menschen eher als „Objekte“ betrachtet, mit denen man machen kann, was man will. Aber das Leben der Reichen und Schönen ist alles andere als perfekt. Hinter den Kulissen sieht es nämlich alles andere als rosig aus.

Der Leser taucht zusammen mit Elysia, der Teenager-Beta, in dieses Leben hinein. Und das ist wirklich eine ganz neue Erfahrung. Dank dem Chip weiß sie zwar meist, wie sie reagieren muss, trotzdem tritt sie gerade zu Beginn in reichlich Fettnäpfchen. Allerdings tut sie das auf eine sehr emotionslose Art, denn die Klone besitzen ja angeblich keine Seele, also auch keine menschlichen Gefühle. Elysia lernt sehr schnell und ist sehr wissbegierig. Doch plötzlich übermannen sie Erinnerungen an das Leben ihrer First, dem Mädchen, von dem sie geklont wurde und in ihr regen sich Gefühle. Das eröffnet ihr ganz neue Möglichkeiten, allerdings lebt sie fortan mit der Angst als „defekter Klon“ entdeckt zu werden.

Der Charakter „Elysia“ ist wirklich sehr interessant gestaltet worden und dadurch, dass die Geschichte aus der „Ich-Perspektive“ geschrieben worden ist, fühlt man sich mit ihr besonders verbunden. Zunächst ist es vielleicht ein wenig erschreckend so „gefühlskalt“ in diese Welt zu blicken, aber das macht diese Geschichte so besonders. Ihr Charakter entwickelt sich im Laufe der Geschichte sehr, da sie quasi erst am Anfang des Lebens steht und vieles neu für sich entdeckt. Als Leser hat man dann auch immer mehr das Gefühl, dass Elysia ihre menschlichen Seiten entdeckt und lieben lernt.

Die anderen Charaktere unterteile ich jetzt einmal in Menschen und Klone. Die Menschen, denen Elysia begegnet, sind alles Superreiche, denen man es zum größten Teil auch stark anmerkt. Es sind die typischen Dinge, die sie charakterisieren: Aussehen, Schönheit, Macht, Egoismus, naives und unkundiges Verhalten uvm. Hinzu kommen noch die tollsten Villen, Flugzeuge, Pools, Partys und auch Drogen. Gerade die Kaffeeklatsch-Treffen der Frauen sowie einige der Jugendlichen lassen nicht darauf schließen, dass man es hier besonders klugen Menschen zu tun hat. Vieles gleicht doch dem Bild, das man selbst von der heutigen „High Society“ hat. Mit diesen Menschen hat man es nicht leicht und genau das stellt auch Elysia bald fest.

Die Klone hingegen sind eher „Objekte“, nur geschaffen, um das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Es gibt unterschiedliche Gruppen und nicht alle haben so ein Glück wie Elysia, die ja eigentlich nur zur „Bespaßung“ der Familie dient. Beim Klonen ist es jedoch nicht vollständig gelungen die Klone völlig frei von allem Menschlichen (Seele, Gefühle etc.) zu entwickeln. Daher gibt es immer wieder „defekte Klone“, die schnellstens vernichtet werden müssen. Das ist natürlich sehr hart und die Klone lassen sich plötzlich nicht mehr alles gefallen. Immer mehr von ihnen schließen sich einer rebellischen Bewegung an. Diese Darstellung der zwei Gruppen in „BETA“ regt den Leser definitiv zum Nachdenken an.

Der Schreibstil von Rachel Cohn ist wirklich sehr angenehm. Ich habe gut und schnell in die Geschichte gefunden und die Insel Demesne durch Elysia’s Augen kennen gelernt. Die Sätze waren klar und verständlich, sodass man beim Lesen zügig voran kommt. Zunächst mag vielleicht nicht besonders viel Spannung vorhanden sein, aber das gleichen die vielen neuen Eindrücke aus. Gerade das letzte Drittel wurde dann aber unheimlich spannend und es gab so einige Drehungen und Wendungen, auf die ich nicht vorbereitet war. Das Ende selbst hält einen Cliffhanger bereit, der sehr neugierig auf den zweiten Band.

„BETA“ konnte mich mit Elysia’s Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Der erste Blick auf die neue, schöne und perfekte Welt trügt, denn hinter den Kulissen sieht es ganz anders aus. Zusammen mit Elysia diese Welt, sich selbst und vor allem Gefühle zu entdecken war eine sehr interessante Erfahrung. Mir hat „BETA“ insgesamt richtig gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt, was der nächste Band zu bieten hat!