Rezension

Konnte trotz toller Grundidee nicht komplett überzeugen

Children of Blood and Bone - Tomi Adeyemi

Children of Blood and Bone
von Tomi Adeyemi

Bewertet mit 3 Sternen

Es ist Jahre her, dass der König die Magie in einem Blutbad ausgerottet hat. So hat die 17-jährige Zélie zwar das Aussehen einer Magierin – dunkle Haut und weiße Haare -, ihre Kräfte bilden sich aber nicht aus. Der König und seine Soldaten verachten die sogenannten Divînés und beuten sie und ihre Angehörigen aus. Das Schicksal sorgt dafür, dass ausgerechnet Zélie ein altes magisches Artefakt in die Hände fällt, mit dem sie die Magie in das Land zurückholen kann. Allerdings hat sie dafür nicht viel Zeit und mächtige Gegner wollen die Rückkehr der Magie verhindern.

Die Grundidee der Geschichte fand ich total spannend. Allerdings habe ich lange gebraucht, um mich in den Begrifflichkeiten zurechtzufinden. Zwar gibt es zu Beginn des Buches eine Übersicht der magischen Clans, insgesamt sind die Namen aber alle so exotisch, dass sie nicht so leicht von der Zunge gehen, geschweige denn direkt im Kopf bleiben. Darüber hinaus gibt es viele Begriffe, die erst im Verlauf halbwegs deutlich werden. Ein Glossar mit Erklärungen (anstelle der Clans, die in ihrer Vielfalt kaum eine Rolle spielen) hätte den Einstieg etwas erleichtert. Die Welt mit ihren verschiedenen Völkern und dem ungleichen Machtgefüge ist aber auf jeden Fall interessant. Aber auch hier wären ein paar mehr Erläuterungen zu Menschen und auch der fremdartigen Tierwelt hilfreich gewesen.

Auch mit Zélie bin ich nicht sofort warm geworden, da ich sie anfangs gar nicht einschätzen konnte. Sie wirkt zwar ehrgeizig, mutig und schlagfertig, aber auch ein wenig rachsüchtig, schadenfroh und unüberlegt, sodass ich sie von ihrem Verhalten auf den ersten Seiten auf 13 oder 14 geschätzt hätte. Ihr Alter wird erst nach knapp 100 Seiten erstmals erwähnt.

Neben Zélies Bruder Tzain spielen auch die Kinder des Königs eine zentrale Rolle bei Zélies Abenteuer. Amari und Inan sind grundverschieden und hatten beide keine leichte Kindheit unter dem Staatsoberhaupt. Während Amari sich im Verlauf von einem ängstlichen Mädchen zu einer starken Kämpferin entwickelt, ist Inan ein eher schwieriger Charakter. Er wechselt mehrfach seine Ansichten und Ziele und ist dadurch schwer einschätzbar. Sein wankelmütiges, teils dämliches Verhalten machen ihn auch nicht immer besonders sympathisch.
Auch Zélie macht im Verlauf eine große Entwicklung durch, wobei sie oft mit sich und ihrem Schicksal hadert. Diese widersprüchlichen Gefühle sind nachvollziehbar geschildert. Sie trägt eine große Verantwortung, denn die Rückkehr der Magie kann auch zum Missbrauch der Kräfte führen. Tut sie also das Richtige?
Zélie, Inan und Amari schildern abwechselnd die Handlung aus der Ich-Perspektive, wobei sich die Erzählweise der Figuren leider kaum unterschiedet.

Die Geschichte hat viele spannende Momente, aber auch einige zähe Passagen. Zwar ist die ganze Geschichte der Magie – angelehrt an die afrikanische Mythologie – interessant, die Erklärungen zogen sich aber teilweise bzw. werden an Stellen eingestreut, wo sie das Tempo aus der Handlung nehmen.
Aber auch darüber hinaus hatte ich mit einigen Passagen meine Schwierigkeiten. So verhalten sich die Figuren nicht immer logisch. Abgesehen von ihrem sprunghaften Gedankengängen und teils nicht nachvollziehbaren Gefühlsentwicklungen agieren sie im Angesicht der stetigen Gefahr durch die Verfolger mehrfach naiv und unüberlegt. Zwar drängt sie Zeit, aber hier ein Päuschen und dort eine kleine Feier muss schon noch drin sein. Natürlich hat dies unweigerlich die nächste Katastrophe zur Folge, irgendwas geht völlig schief und plötzlich gerät der ganze Zeitplan komplett ins Wanken.
Die Spannung, ob Zélie und ihre Gefährten ihr Ziel erreichen können, steigt dadurch allerdings immer wieder an. Zahlreiche Verluste auf allen Seiten führen zu dramatischen Szenen, wobei die Emotionen etwas auf der Strecke bleiben. Der offene Schluss mit Cliffhanger lässt den Leser völlig in der Luft hängen.

Fazit

Der Einsteig war aufgrund der vielfältigen fremdartigen Begriffe, die sich teils im Verlauf erklären, teils nicht näher erläutert werden, nicht ganz einfach. Zudem brauchte die Handlung für mich etwas, bis wirklich Spannung aufkam, welche durch das teils unlogische Verhalten der Figuren und langatmige Erklärungen zur Geschichte der Magie aber wieder unterbrochen wurde. Erst das letzte Drittel konnte mich dann richtig packen, da sich die Ereignisse hier überschlagen und in einem fiesen Cliffhanger enden, der mich ebenso ratlos wie neugierig zurücklässt.