Rezension

** Kontostand: Niere zu verkaufen **

Vergoogelt! - Julia K. Stein

Vergoogelt!
von Julia K. Stein

Bewertet mit 4 Sternen

Bei dem Roman „Vergoogelt“ handelt es sich um den Fortsetzungsroman von „Liebe kann man nicht googeln“, welcher mich im letzten Jahr total überrascht und begeistert hatte. Das Erstlingswerk von Julia K. Stein wirkte erfrischend, neu und witzig auf mich, so dass meine Erwartungen an „Vergoogelt“ dementsprechend hoch waren. Was gleich zu Beginn erwähnt werden sollte: Es ist nicht zwangsläufig nötig, den vorherigen Roman zu kennen, um dieses Buch verstehen zu können. Zwar wird hin und wieder auf die Vergangenheit Bezug genommen, jedoch eher oberflächlich. Grundsätzlich empfehle ich aber immer, die Bücher in der korrekten Reihenfolge zu lesen. Ich finde es persönlich total nervig, wenn man die Reihenfolgen vertauscht und sich während des Lesens immer fragt, was da  damals wohl los war.

 

Dieses Buch handelt von der Bloggerin Lena, die ohne die virtuelle Welt nicht mehr leben kann. Sie rechtfertigt dies natürlich immer damit, dass sie ihren Lebensunterhalt durch das Bloggen finanziert, aber hin und wieder fällt ihr selber auf, wie oft sie am Laptop oder Iphone hängt. Und wenn sie ehrlich zu sich selber ist, weiß sie auch, dass es finanziell aktuell nicht sonderlich gut läuft. Außerdem verärgert das ständige twittern, bloggen und kommentieren Lenas Freund Björn, bei dem sie immer noch nicht fassen kann, dass er ihr „gehört“.

 

Sie muss es also irgendwie schaffen, das Gleichgewicht zwischen „normalen“ Leben und dem Internet wieder herzustellen. Doch das ist leichter gesagt, als getan, denn sie hat Björn eine finanzielle Unterstützung für ein soziales Projekt zugesichert, ihr komplettes Erspartes aber zuvor verliehen. Und so macht sie sich – natürlich im www – auf die Suche, nach alternativen Einkommensquellen…doch dass die nicht immer so gut klappen, wie beschrieben, bekommt sie schnell zu spüren…

 

Wie im ersten Band war mir der Hauptcharakter Lena, aus dessen Sicht die Erzählweise auch ist, sehr sympathisch. Eine humorvolle, ehrliche, liebevolle aber auch oft chaotische Person, die sich oft selbst in Schwierigkeiten bringt. Dass einem der Hauptcharakter eines Buches gefällt, ist für das Lesevergnügen meiner Meinung nach die Grundlage überhaupt. Allerdings muss ich sagen, dass es ein, zwei Themen in diesem Roman gab, bei denen ich Lenas Handeln nicht nachvollziehen konnte. So verhielt sie sich der neuen Freundin ihres Vaters gegenüber zum Beispiel mehr als kindisch, weil sie hoffte, dass ihre Mutter und ihr Vater (obwohl sie getrennt lebend augenscheinlich glücklicher waren, als während der Ehe) wieder zueinander finden. Ok, vielleicht etwas nachvollziehbar, aber mit Mitte 20 dann doch etwas fragwürdig…und auch eine ihrer Versuche Geld zu verdienen (mit dem Verkauf von Muttermilch) schien sehr abstrakt.

 

Dennoch muss ich sagen, dass mir dieser Roman auch recht gut gefallen hat. Ich habe das Buch schnell und flüssig durchgelesen und kam auch nach einer Leseunterbrechung gut wieder in die Story rein. Die sonstigen Charaktere waren überschaubar, einfach für mich zuzuordnen und man hatte ein recht gutes Bild von ihnen vor Augen. Es handelt sich hierbei um keinen Liebesroman, obwohl auch dieses Thema bei Lena oft für Probleme sorgt. Ihre Erzählweise wirkte immer lustig, leicht naiv und trotz Probleme meist recht unbeschwert. Ich muss sogar zugeben, dass ich mich in den einen oder anderen Situationen in denen es um „das schnelle Geld im Internet“ ging, wieder erkannt habe. Ebay Kleinanzeigen, Produkttests und Umfragen sind auch meine Hobbys, so dass ich hier wirklich häufiger schmunzeln musste.

 

Im direkten Vergleich zwischen „Vergoogelt“ und „Liebe kann man nicht googeln“ muss ich jedoch sagen, dass der beschriebene Teil 2 das Nachsehen in der Bewertung hat. Ich fand es zwar keineswegs schlecht, allerdings habe ich im ersten Band definitiv mehr lachen müssen, als bei diesem Werk von Julia K. Stein. Ich hoffe, dass uns die Autorin weiter an dem lustig, chaotischen Leben von Lena teilhaben lässt und auch einen dritten Roman hinterherschiebt.