Konträr fesselt
Bewertet mit 4 Sternen
Ein Buch der anderen Art, wie es sich bisher noch nicht in meinem Bücherregal wiederfindet.
Sehr angenehm im Fluss zu lesen, die Story auf merkwürdige Art unaufregend und dennoch fesselnd. Es gibt kaum Überraschungen, kaum Raum für jemand anderen als die drei Protagonist:innen und alleine die Schreibart schafft es, die Leser:innen in ihren Bann zu ziehen (die Handlung an sich eher nicht).
Gegen Ende haben mich die nicht nachlassenden Sex-Schilderungen angefangen zu stören, weil sie so viel Platz einnahmen, aber zu jeder Zeit wollte ich wissen wie es weiter geht.
Was mich am meisten beeindruckt hat, dass, obwohl ich weder queer bin noch mich in einer ähnlichen Lebenssituation befinde, ich mich häufig angesprochen gefühlt habe und mich sehr gut hineinversetzen konnte. Außerdem finde ich es mutig von der Autorin, in der heutigen Zeit in der es um Selbstbestimmung, Gleichberechtigung und Feminismus geht, ein Buch zu schreiben wo die männliche Rolle so außerordentlich stark dargestellt wird und auf den ersten Blick zumindest, die Frauen ihm (un-)gewollt ergeben sind. Ein Roman ganz gegen das derzeitige gesellschaftliche Mindset.
Nun kann man sich natürlich fragen, ob diese Ergebenheit eventuell eine Facette des Feminismus ist, weil sie auf eigenen Beinen stehen und sich zu ihren eigenen Konditionen und für das persönliche Vergnügen unterordnen. Das glaube ich allerdings nicht und genau diese Tatsache lässt beim Lesen einen faden Beigeschmack für mich zurück, denn gab es zu viele Situationen in denen sogar die starke Eve trotz allen Widerstands nachgab und sich zeitweise selbst dafür verachtet hat. Das ging mir einerseits sehr gegen den Strich und gleichzeitig war es andererseits mit ein Grund, weshalb ich das Buch nicht aus der Hand gelegt habe.
Denn grade dieses Konträre hat den Reiz ausgemacht. Und öffnet eventuell auch der ein oder anderen Person die Augen, wer weiß.