Rezension

Konventionell gestrickt

Der Kinderflüsterer - Alex North

Der Kinderflüsterer
von Alex North

Bewertet mit 2 Sternen

Der Kinderflüsterer von Alex North ist das beste Beispiel, wie cleveres Marketing ein eher mittelmäßiges Buch in die Bestsellerlisten hypen kann. Ein seltsames Haus, eine Mordserie vor zwanzig Jahren, ein verschwundenes Kind, ein Vater und ein Sohn, die unter dem Verlust der Mutter leiden und trauern, das Kind mit einer dissoziativen Störung, das Stimmen hört und mit diesen imaginären Personen kommuniziert, ein verurteilter Mörder, der noch immer den Polizeibeamten manipuliert, der ihn hinter Gitter gebracht hat. Alles schon mehrfach gelesen.

Knackende Dielen und Stimmen vor dem nächtlichen Fenster? Ach, kommt, das ist doch wirklich Grusel für Anfänger. Für mich war das weder mysteriös noch beängstigend. Warum? Weil man die Vorkommnisse durchaus rational aus der Story heraus erklären konnte. Aber am meisten habe ich mich darüber geärgert, dass der Autor im letzten Kapitel einen Täter aus dem Hut gezaubert hat, der im Verlauf der Geschichte noch keinerlei Raum einnahm.

Warum ich das Buch dennoch zu Ende gelesen habe? Nun, ich wollte wissen, wie sich die Beziehung zwischen Vater und Sohn entwickelt, die beide durch den Tod der Mutter/Frau verstört, hilflos und anfällig für diese Merkwürdigkeiten ihres neuen Wohnorts waren. Beide traumatisiert, der Vater noch mehr als das Kind, da er neben seinen aktuellen Problemen ein Päckchen aus seiner eigenen Familiengeschichte mit sich herumgeschleppt hat. Aber das muss man North lassen, das hat er sehr eindringlich und einleuchtend geschildert. Allerdings waren diese beiden Personen auch die einzigen, die von der Charakterisierung her überzeugend angelegt waren, alle anderen blieben (mit Ausnahme des DI aus der lange zurückliegenden Mordserie) eher blass. Daran konnte auch die angedeutete Lovestory nichts ändern.

Bin ich zu anspruchsvoll? Mag sein, aber „Der Kinderflüsterer“ ist mit Sicherheit kein Roman, der mir im Gedächtnis bleiben wird. Dafür war er viel zu konventionell gestrickt.