Rezension

Kopfkino bekommt eine völlig neue Bedeutung

Saupech - Veronika A. Grager

Saupech
von Veronika A. Grager

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn Agnes' Tante nicht die Pechertour mitgemacht hätte und verschwunden wäre ...
Wenn Dorli nicht den Pecher Hias tot aufgefunden hätte ...
Wenn die Polizei mal ein wenig aus der Hüfte gekommen wäre ...
Wenn ein Vater seinen Sohn nicht psychisch kaputt gemacht hätte ...

Dann hätte es auch nicht so einen enormen Lesespaß gegeben.

Denn es ist so: Agnes' ältere Tante verschwindet und wird wenig später ermordet gefunden, ganz in der Nähe des Hias, der ebenfalls ermordet wurde. Agnes will sich nicht damit zufrieden geben, dass die hiesige und nichthiesige Polizei ein wenig im Dunkeln tappert und engagiert einen Privatdekektiv. Wolfgang (genannt Lupo) Schatz ist nicht gerade ein Sherlock Holmes. Ihm fehlt es nicht nur an Geld, sondern auch ein wenig an Entscheidungsfreude. Wie gut, dass es da Dorli gibt, die im selben Ort wie Agnes wohnt, in der Gemeinde arbeitet, ein Riesenmoped fährt und einen mindestens genauso riesigen Hund namens Idefix besitzt. Oder er sie, wer weiß das schon.

Dorli jedenfalls gibt Lupo nicht nur entscheidende Hinweise, sie hilft ihm auch ein wenig auf die Sprünge. Ob sie ihm Anweisungen gibt, wie man einen verschwundenen Mann irgendwo in der Arktis findet (Agnes' Bruder) oder die Ermittlungen zu führen hat, Dorli lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Trotz der Tatsache, dass das dörfliche Leben von hinterfotzigen Großbauern (mit starker Tendenz zum braunen Gesockse) und dem untreuen Bürgermeister geregelt wird, ist sie eine Frau von hohen moralischen Ansprüchen. Das schafft Feinde. Freunde allerdings auch.

Der Mörder, der sich jedenfalls nicht sonderlich bedroht fühlt, macht munter weiter. Seine Sammlung besteht aus einem Haufen in Harz eingegossener Köpfe seiner Opfer, die er in einer Art Freakshow ganz gern einmal anschaut.

Als sich jedoch Dorli und Lupo dieses Falls annehmen, kommen sie ihm unangenehm schnell unangenehm ziemlich nah. Es wird auch nicht besser, als sich plötzlich jemand telefonisch bei ihm meldet und von ihm verlangt, die Frau des Bürgermeisters umzubringen, weil sie weiß, dass er der Mörder ist. Und dann läuft ihm auch noch Dorli in die Arme und ... Nein, der Schluss wird nicht verraten. Nur soviel: Es kommt zu einem Showdown, hinter dem sich kein Western verstecken braucht.

Das Buch ist in kurze Kapitel eingeteilt, die sich einfach so ratzbatz weglesen lassen, weil sie so flüssig, witzig, mundartlich geschrieben sind. Die Protagonisten sind eine Bande außergewöhnlicher Leute, die man entweder fix in sein Herz schließt oder auf der Stelle hasst. Manches ist ein wenig überspitzt, trägt aber nur zum Genuss des Buches hinzu.
Der einzige Kritikpunkt, der mir einfällt ist wirklich, dass man zu schnell und zu einfach auf den wahren Mörder kommt. Mir war schon ungefähr ab der Hälfte klar, dass nur einer es sein konnte, und so war es auch. Warum die Polizei nicht dieselben Schlüsse gezogen hat, ist mir unklar. (Ok, die sind vielleicht nicht die Hellsten, außerdem hat der Dorfsheriff seit Wochen nicht mehr ordentlich geschlafen, weil seine Frau schwanger ist. :D)

Fazit: Das Buch hat mir sehr, sehr gut gefallen und ich warte gespannt auf den nächsten Teil.