Rezension

Korea, rückständig modern

Kim Jiyoung, geboren 1982 -

Kim Jiyoung, geboren 1982
von Nam-joo Cho

Bewertet mit 5 Sternen

Kim Jiyoung, geboren 1982, hat eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder. Wie gut, dass ihre Eltern am Ende doch noch einen Sohn bekommen haben, wurde ja schließlich auch „nachgeholfen“... Jiyoung und ihre Schwester bekommen bereits früh mit, dass Jungs gegenüber Mädchen der Vorzug gegeben wird. Die Mädchen wachsen in einer latent misogynen Gesellschaft auf, die zwar in vielseitiger Hinsicht von Frauen profitiert, ihnen aber die Anerkennung verwehrt, die sie verdient haben. Von der Kindheit über das Studium bis zur Berufswahl wird Jiyoung mit Entscheidungen über Abstriche ihrer Qualifikationen konfrontiert, um dann von äußeren Erwartungen doch in vorgezeichnete Bahnen zur Mutterschaft gedrängt zu werden, nur um zu erkennen, dass auch diese als ungenügend bewertet wird.

Kein reiner Roman, würde ich dieses Buch eher als Sachbuch-Roman bezeichnen. Die Geschichte Jiyoung Kims, die für Abertausende Südkoreanerinnen steht, ist immer wieder angereichert mit Fakten und Quellenangaben in Form von Fußnoten. Beim Lesen baut sich ein Gefühl von Enttäuschung über die permanente Ungerechtigkeit auf. Die letzte Episode des Buches lässt einen mit Wut im Bauch zurück, dass selbst die Verständigen dieser Gesellschaft es nicht verstehen wollen. Wie schafft man es in der Aneinanderreihung persönlicher Erlebnisse dieser frauenverachtender Art nicht verrückt zu werden? - Selbst herausfinden in diesem gemischten und empfehlenswerten Leseerlebnis!

Kommentare

Emswashed kommentierte am 01. Februar 2021 um 08:21

Das steigert meine Neugier und die Vorfreude, denn ich werde das Buch auch noch diesen Monat lesen.:)