Rezension

Kraftvolle und einzigartige Schwarz-Weiß-Dokumentation des Goldrauschs!

Sebastião Salgado. Gold - Sebastião Salgado, Alan Riding

Sebastião Salgado. Gold
von Sebastiao Salgado Alan Riding

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Meinung
Nicht nur Salgado war sprachlos, als er 1986 zum ersten Mal die Goldmine von Serra Pelada sah. Auch mir ging es so! Ich halte diesen Bildband in Händen, blättere durch die Seiten, staune, bin ungläubig und kann die Augen einfach nicht abwenden.

1979 wurde die Mine entdeckt und Männer jeglichen Alters und aller Bildungsschichten wurden vom Goldfieber gepackt. Sie pilgerten zur Mine, um den Versuch zu wagen schnell reich zu werden.

Die ersten Versuche Salgados die Mine zu besuchen wurden durch das brasilianische Militär verhindert. Saldago protestierte seinerzeit gegen die Militärdiktaur und musste deswegen nach Europa ins Exil.

Die Bekanntschaft eines väterlichen Freundes vor Ort eröffente ihm die Möglichkeit die Mine für einen längere Zeitraum zu erkunden, in der all diese eindringlichen Fotografien entstanden sind.

Beim Anschauen der Bilder hat man im ersten Moment die Assoziation mit dem Bau der Pyramiden. Männer, knapp bekleidet und mit Erde und Schmutz getränkt schleppen Säcke von unten aus der Mine nach oben. Jeder Sack wiegt an die 40 kg und wird ohne technische Hilfsmittel über Leitern nach oben getragen. Doch diese Männer sind freiwillig hier! Aber auch sie sind Sklaven, Sklaven des Goldes.

“Gelegentlich entdeckte man eine Goldader auf einem Claim; dann wurden in der Grube aufgeregte Scheie laut. Unmittelbar danach begannen die Goldgräber, in fieberhafter Eile Erde in die Säcke zu schaufeln, die sie dann neben ihrem Claim auftürmten. Wenn es an der Zeit war, sie nach oben zu tragen, zogen die Arbeiter saubere, gestreifte Hemden an, sodass die Wächter sie leicht erkennen und ihre Lieferung vor Diebstahl schützen konnten.” (S. 13)

Spannenderweise erfährt der*die Leser*in auch einiges über Fotografie der 80er Jahre. Denn es war die Zeit der Farbfotografie, die Zeit der bunten Bilder. Salgado selbst, wie auch andere Fotografen, arbeitete an farbigen Fotostrecken. Solche farbigen Bilder der Goldmiene Serra Pelada gibt es zuhauf. Doch Salgado entschloss sich Schwarz-Weiß-Aufnahmen zu machen und das Ergebnis gibt ihm recht.

“Wenn ich durch das Objektiv sah, wusste ich, dass die Farben wichtiger sein würden als die Menschen, die ich fotografierte. Schwarz-Weiß sorgt für eine Abstraktion, denn in seinen Tönen und Schattierungen spürt man die Würde und Kraft der Menschen.” (S. 200)

Und genau das kann man in den Bildern sehen. Sie sind eindrucksvoll und grandios! Nichts lenkt das Auge ab. Man betrachtet die Bilder und erfasst die Weite der Mine, die Erschöpfung der Arbeiter aber auch die Strukturen, denen alle folgen. Denn es darf kein Chaos geben! Chaos stört den reibungslosen Ablauf, bringt Menschenleben in Gefahr und stielt kostbare Zeit, in der Gold gefunden werden könnte. Betrachtet man die Portraitsbilder ganz genau, erkennt man auch das Glänzen in den Augen der Arbeiter, dieses Goldfieber, diese Hoffnung das edle, gelbglänzende Metall zu finden, das aus einem Niemand einen Jemand machen kann.

Fazit
Dies ist ein ganz besonderes Buch in mehrfacher Hinsicht! Einerseits dokumentiert es das Zeitalter des Godrauschs und die Kraft der Schwarz-Weiß-Fotografie. Andererseits zeigt es aber auch auf, was der Mensch aus Selbstsucht und Gier sich und der Natur antut. Serra Pelada ist heute geschlossen und übrig geblieben ist eine arme Region und ein riesiger, 200 Meter tiefer See.

Wer die Kraft und die Kunst des Bildes entdecken will und dabei noch etwas Historisches lernen möchte, der greift zu diesem wunderschönen Bildband, der sich auch sehr schön zum Verschenken eignet, denn der Beschenkte erhält ein großes, dickes und schweres Buch, das sich auf 208 Seiten durch hochwertiges Papier und Druck auszeichnet. Absolute Leseempfehlung!