Rezension

Krasser Auftakt ...

Die Blutlinie - Cody Mcfadyen

Die Blutlinie
von Cody Mcfadyen

Bewertet mit 4 Sternen

Was Smoky Barrett passiert ist, ist der Albtraum für jeden Ermittler. Zu Hause wird sie überfallen, gefoltert, missbraucht und muss mit ansehen, wie ihre Familie getötet wird. Verletzt und für ein Leben gezeichnet überlebt Smoky, aber sie kann das Geschehene nicht verarbeiten, sie ist wie gelähmt und am Rande des Wahnsinns, für sie gibt es nur zwei Möglichkeiten, entweder kehrt sie in ihren Job zurück und macht Jagd auf das Grauen da draußen, oder sie macht ihrem Leben ein Ende. Schneller, als ihr bewusst wird, kehrt sie ins Leben zurück, denn ein Täter will ihre Aufmerksamkeit und bringt ihre beste Freundin um. Er hält sich für einen Nachfahren von Jack the Ripper und hält das ganze Team der Ermittler in Schach. Eine Spur ist schwer zu finden und jedes neue Detail sorgt für schlimmere Entdeckungen. Ist Smoky in Gefahr? Welchen Abgründen ist der Killer wirklich entsprungen? Und wird die Zeit am Ende für sie oder den Serienmörder laufen?

Smoky Barrett ist unter Thriller Liebhabern ein Absolutes muss, ihre Reihe ist sehr beliebt und bekannt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich sie nicht kannte und erst jetzt, wo der fünfte Teil am Start gegangen ist und der Autor eine Lesereise gestartet hat, dachte ich mir, dann schau auch ich mir das Mal genauer an. Immerhin ist Cody McFadyen dafür bekannt, sich kaum in der Öffentlichkeit zu zeigen und auf Teil fünf mussten seine Leser sehr lange warten. Nun habe ich den ersten Band gelesen, und obwohl es schon so viele Meinungen dazugibt, möchte ich meine doch auch niederschreiben.

Smoky Barrett ist ein As in ihrem Job, denn als FBI-Agentin macht sie Jagd auf Killer und das ziemlich erfolgreich. Sie ist eine intelligente, zähe, starke und mutige Frau, nichts bringt sie aus der Ruhe, sie ist hartnäckig und kann sich an einen Fall richtig festbeißen. Trotzdem schafft sie privat den Spagat, wenn auch nicht immer glücklich, zu Ehefrau und Mutter und dann wacht sie in einem Albtraum auf. Da steigen wir ein, Smoky wurde verletzt, misshandelt und musste mit ansehen, wie ihre große Liebe vor ihren Augen getötet wurde, sie quält sich, gibt sich für das Geschehene die Schuld und weiß nicht, wie sie weiter leben soll und ob sie das überhaupt kann. Völlig verzweifelt, allein, keine Hilfe annehmend und nach einem Ausweg suchend, ist sie kurz davor ihr Leben zu beenden, bis zu dem einen Anruf. Ein neuer Fall, ein neuer Killer, und er schickt Smoky Botschaften, das ist ihre Kehrtwende und ihr Neuanfang. Ob ich starke Frauen mag, ja, auf jeden Fall, ob ich Smoky mag, bin ich mir noch nicht ganz klar darüber.

Ich fand den Einstieg schon recht krass und musste auf den ersten Seiten sofort feststellen, das ist kein Buch für Zartbesaitete und das war nur der Anfang. Eine Grausamkeit folgt der Nächsten und so hält sich das ganze Buch dran. Man kommt sich mit der Zeit vor, wie ein Voyeur im Gruselkabinett der Abscheulichkeiten. Es schockt, lähmt, schüttelt und widert einen beim Lesen an. Irgendwann ist es mit der Vorstellungskraft und der Realität vorbei.

Cody McFadyen stellt sein Team direkt im ersten Teil auf eine harte Probe, denn der Killer nimmt sich jedem einzelnen Mitglied genau vor und trifft ihn an der verwundbarsten Stelle. So nimmt jeder, von ihnen diesen Täter persönlich und will ihn schnappen. Es wird zu einem Wettlauf mit der Zeit und diese Schnitzeljagd setzt jeden gehörig zu, den Figuren, wie auch dem Leser. Ich hatte das Gefühl, das sich der Autor hier richtig austobt, an Gräueltaten und ihren Beschreibungen. Dazu dann noch die schrecklichen Schicksalsschläge von Smoky und den Opfern und man bleibt einfach am Fall dran. Irgendwie liest man weiter und weiter, aber es liegt nicht wirklich an der Spannung, sondern eher daran, zumindest bei mir, was sich Cody McFadyen noch ausgedacht hat, wie weit will er noch gehen und dann ist die letzte Seite verschlungen und man erwacht erstaunt.

Eigentlich bin ich kein Freund von brutalen und blutigen Thrillern, denn das eigene Kopfkino ist grausamer, als jede TV-Serie. Mich hat der Auftakt zur Smoky Barrett Reihe ein bisschen an Criminal Minds erinnert und das mag ich eigentlich sehr gern. Die Blutlinie ist deshalb auch für mich wie ein Paukenschlag zusehen, brutal, verstörend, aber der Autor hat meine Aufmerksamkeit und ich möchte das Team doch ein bisschen genauer kennenlernen. Also, obwohl dieses Buch schon ein bisschen speziell ist und es für mich zu viel an Bösen war, bin ich interessiert und seien wir ehrlich, einer muss ja den Job machen und böse Jungs jagen.