Rezension

Kreatives Science-Fiction-Spektakel

Illuminae. Die Illuminae-Akten_01
von Amie Kaufman Jay Kristoff

Bewertet mit 3 Sternen

Für Kady sollte es ein schlimmer Tag werden, weil sie sich von ihrem Freund Ezra trennen will. Doch dass es dann so ausartet, das hätte sie nicht gedacht. Ihr Planet wird zerstört, die wenigen Überlebenden auf Raumschiffe evakuiert und diese werden auch noch vom Feind verfolgt. Außerdem kommt ein tödlicher Virus hinzu und AIDAN - die künstliche Intelligenz an Bord - dreht auch völlig durch.

„Illuminae. Die Illuminae-Akten_01“ ist der Auftakt einer Science-Fiction-Jugendbuch-Reihe, die sich durch den unglaublich-genialen Stil allein schon einen Ehrenplatz im Regal verdient.

Die Haupthandlung ist facettenreich und doch einfach erklärt. Ein Planet wird von Raumschiffen angegriffen und die Bevölkerung wird auf andere Raumschiffe evakuiert. Während das Buch schon mit einem Knall beginnt, findet man sich die meiste Zeit auf den Raumschiffen wieder. Diese sind in einer äußerst brenzligen Situation, weil sie von den Angreifern verfolgt werden, einen Virus an Bord geschleppt haben und auch noch ihre künstliche Intelligenz durchdreht.

Trotz des Science-Fiction-Settings ist die tragende Thematik die Beziehung zwischen den Jugendlichen Kady und Ezra und wie sie nach dem Ende ihres Planeten wieder - denn Kady hat ja Schluss gemacht - eine zarte Freundschaft knüpfen. Außerdem sprechen die Autoren ernste Themen wie Profitgier und die Zurechnungsfähigkeit künstlicher Intelligenz an. Zudem kommt die Frage, wie viel ein Menschenleben wert ist. Ist es gerecht, wenn einer für viele sein Leben gibt? Oder zählt jeder Einzelne und Tausende sollen untergehen?

Ezra ist schon fast der nette Junge von nebenan, der mit Kampf- und Sportgeist bei der Sache ist. Er tut, was getan werden muss, auch wenn er sich dabei unwohl fühlt. 

Die Jugendliche Kady ist meiner Meinung nach die Revolutionärin, die sich nichts gefallen lässt. Hauptsache ist, sie kann sich ihre Wunden lecken und gegen andere aufbegehren. Sie verfolgt nur ihren eigenen Plan, hat dabei aber das Wohlergehen ihres Umfelds stets im Blick.

Die Handlung habe ich bereits erwähnt und muss gestehen, dass sie nicht viel Neues zu bieten hat. Ich fand sie etwas eintönig und flach, was vor allem am Griff zu gängigen Klischees liegt. Mir ist es zu viel Liebesgeschichte geworden. Die Beziehung von Ezra und Kady steht schon arg im Vordergrund. Dabei hätte dieses Abenteuer so viel mehr zu bieten gehabt, wenn sich die Autoren weniger auf die emotionale Ebene konzentriert hätten.

Die Erzählweise ist genial! Ich bin fasziniert, wie detailliert und liebevoll dieses Buch gestaltet ist. Die Autoren haben kein Buch sondern ein Erlebnis kreiert! Mit „Illuminae. Die Illuminae-Akten_01“ erhält man Akten mit Top-Secret-Verweis. Es handelt sich dabei um eine Sammlung aus Berichten, Zusammenfassungen, Verhören, Chatverläufen, Bauplänen, Bildern und alles, was man im Verlauf eines Ereignisses so zusammentragen kann. 

Manche Stellen sind geschwärzt, andere hervorgehoben, dann ist wieder ein Notizzettel mit Büroklammer hinzugefügt oder Anmerkungen wurden an den Rand geschrieben. Diese Aufmachung vermittelt ein verschwörerische Stimmung und gibt jeder einzelnen Seite Abenteuer-Flair. Manche Stellen sind komplett geschwärzt und es steht nur ein Wort darauf, dann sieht man eine Bildergalerie mit Opfern eines Zusammenstoß oder Blümchen werden mittels ASCII-Code überbracht. Schon allein deshalb hatte es mir das Buch von Vornherein angetan.

Sprachlich wurden die Akten ebenso an die Situation angepasst. Die Chatverläufe bzw. der Emailverkehr unter Jugendlichen verläuft im typisch-flapsigen Ton, während sich professionelle Berichte von Mitarbeitern des Raumschiffes schon ganz anders lesen. Weniger gefallen hat mir, dass vieles sehr bemüht auf mich wirkt. Es werden häufig einfältige Kommentare eingestreut, die für mich zu viel des Guten waren, weil sie viele Klischees unterstreichen und Kitsch-Charakter haben.

Insgesamt hat die Geschichte auf mich einen schlüssigen Eindruck gemacht. Nur gegen Ende habe ich etwas zu kämpfen gehabt. Es stört mich doch, wenn Jugendliche - im Einzelnen - zu Helden stilisiert werden. Toughe Menschen kommen nämlich auch unter den Erwachsenen vor. 

„Illuminae. Die Illuminae-Akten_01“ ist ein Science-Fiction-Spektakel, das allein von der Aufmachung her zum absoluten Lese-Erlebnis wird. Die Handlung ist zwar nicht überragend und von allerhand Klischees geprägt, lässt sich dennoch gut lesen und hat Unterhaltungswert. 

Meiner Meinung nach eignet es sich für Leser, die diesen Aktenflair und die bemerkenswert ungewöhnliche Gestaltung genießen möchten, jugendliche Liebesgeschichten mögen und ein Science-Fiction-Abenteuer erleben wollen.