Rezension

Kreativität und Schreibstil topp, dennoch leider nicht ganz überzeugt :(

Der Pakt der Bücher - Kai Meyer

Der Pakt der Bücher
von Kai Meyer

Bewertet mit 3 Sternen

London, 1880. Ein paar Monate nach den atemraubenden Vorkommnissen, leben und arbeiten Tempest, Philander und Mercy zusammen im Liber Mundi. Doch auch wenn sie nun einander haben, kehrt in ihre Leben noch lange keine Ruhe ein. Eine weitere Erpressung zwingt Mercy zum Handeln. Doch kann sie dieser Geschichte auch dieses Mal unbeschadet entfliehen? Und wie sieht es mit ihren Freunden aus? Ihr dürft gespannt sein!

Nachdem ich erst vor kurzem Band 1 gelesen habe, waren Geschehen und Charakteren noch präsent für mich. Natürlich kann ich an dieser Stelle nur mutmaßen, aber bei manchen Randfiguren, könnte ich mir -mit mehr zeitlichem Abstand- ein paar Erinnerungsprobleme vorstellen. Aber ich bin ja auch schon was älter ;)

„Der Pakt der Bücher“ ist mittlerweile das keine Ahnung wievielte Buch, das ich von Kai Meyer gelesen habe. Dementsprechend brauche ich vermutlich nichts mehr über Schreibstil und Kreativität zu sagen. Und dieses Werk steht seinen anderen in Nichts nach. In Sachen Einfallsreichtum und Wortgewandtheit macht ihm einfach so schnell keiner etwas vor!
Und auch stimmungstechnisch ist die Geschichte um Mercy und ihren Freunden sehr gelungen. Düster, geheimnisvoll, voller Verrat und Misstrauen – so gestaltet konnte mich das Szenario von der ersten bis zur letzten Seite auf Trab halten. Ein kaltes, dunkles London voller Gefahren und Tod. Herrlich!

Zwar sind diese Gefahren, denen wir im Laufe der Geschichte begegnen, mannigfaltig und abwechslungsreich, jedoch hat gerade dieser Aspekt mir dieses Mal nicht so gut gefallen. Aufgefallen ist mir das bereits in Band 1, da habe ich es aber noch der Einführung von Personen und Hintergründen zugeschrieben. Wenn ich jedoch ehrlich bin, passiert auch in dieser Fortsetzung so vieles an den unterschiedlichsten Fronten, dass mir stellenweise einfach etwas Tiefe fehlte und die Handlung so auf mich wie eine oberflächliche Aneinanderreihung von Vorkommnissen wirkte. Vielleicht liegt mein Empfinden aber auch ein Stück weit daran, dass es mir mit den Protagonisten auch nicht wirklich anders geht. Ich finde sie zwar alle interessant, aber wirkliche Nähe kann ich zu keinem so recht aufbauen, da sie für meinen Geschmack weitestgehend doch eher oberflächlich bleiben. Viele Reaktionen und getroffene Entscheidungen kann ich deshalb nicht korrekt einordnen, sie erscheinen impulsiv, unüberlegt und machen manche Handlung so für mich auch unsympathisch.

Was die Spannung betrifft, kam ich wiederum voll auf meine Kosten.
Sei es eins von Mercys Geheimnissen, das keinesfalls auffliegen darf -ihr wisst schon, welche ich meine-,
das stetige Nichtwissen, wer tatsächlich Freund und wer Feind ist, das durch die Einführung zusätzlicher Personen nicht gerade einfacher wird,
oder auch das leichte Knistern nicht bibliomantischer Natur, das sich früher bereits abzeichnete. Viele Details schaffen einen guten Spannungsbogen, der sich durchgehend halten kann.
Leider habe ich jedoch auch hier ein kleines ABER. Oftmals basiert die Unterhaltung auf dem doch recht häufig drohenden Tod unserer Protagonisten und/oder ihrer Gegner, sodass dieser so allgegenwärtig ist, dass er mir stellenweise sogar etwas verharmlost erscheint. Manche der Charaktere töten so nebensächlich und verschwenden danach so wenige Gedanken daran, dass ich mich damit nicht so wirklich anfreunden konnte. Versteht mich nicht falsch, ich bin ein leidenschaftlicher Leser von Thrillern und Horror, somit macht mir Blutrünstigkeit in Büchern eigentlich nichts aus! Für ein Fantasy-Jugendbuch erschien es mir einfach in Summe etwas zu kalt, vor allem auch durch diese nebensächliche Handhabung.