Rezension

Kreuzfahrt

Kreuzfahrt - Mireille Zindel

Kreuzfahrt
von Mireille Zindel

Bewertet mit 4 Sternen

Mireille Zindels Roman „Kreuzfahrt“ beginnt am Meer, wo alle guten Geschichten anfangen. Die vier menschlichen Inseln Meret, Dres, Jan und Romy treffen an der italienischen Küste aufeinander. Die „Ich“ Erzählerin Meret ist verheiratet mit dem schönen, aber etwas mundfaulen Dres. Die Esoterikerin Romy ist per Trauring mit Jan verbandelt. Es ist klar, was in diesem Buch einfach passieren muss. Meret nähert sich, dem beruflich erfolgreichen Jan an. Das Buch richtet sich an Jan, was das Buch manchmal etwas „Du“ lastig macht. Aber das macht Mireille Zindel locker durch ihren Schreibstil und eine interessante Frauenfigur wett, nämlich Meret.

Die Mutter zweier Kinder ist etwas spröde gezeichnet, fast glaubt man, sie nähme mein Erzählen eine gewisse Distanz zu sich selbst ein. Emotionen, gar echte Leidenschaft sind ihr prinzipiell fremd, die Pragmatikerin schätzt die Zuverlässigkeit ihres Gatten, die vielen zusammen verbrachten Jahre schweißen sie aneinander. Das andere Pärchen zieht bald zu ihnen ins Haus. Romy, von Beruf Alles-abrecherin und von Berufung „Medium“ treibt Marathonläufer Jan mit der ihr eigenen trantütigen Unabsichtlichkeit in Merets Arme. Oder ist das gar Absicht? Romy setzt Maßstäbe in ihrer Unberechenbarkeit und Schwäche. Und was geschieht zwischen Jan und Romy? Das Unvermeidliche, das von einem Unglück abgelöst wird. Das Besondere an „Kreuzfahrt“ ist die unspektakuläre, fast leichtfüßige Erzählweise und das üppige Ausloten ehelicher Untiefen. Das moderne Sittengemälde gelangweilter Großstadtbürger kommt dabei ungeheuer authentisch rüber. Bisweilen liest sich der Roman allerdings auch einfach nur nett und gefällig, zu harmlos im Aufbau und zu Nichtssagend im Abgang. Aber immer hart an der Realität von Wohlstandsbürgern, die zum Fremdgehen noch nach Paris fahren müssen. Im Großen und Ganzen hat mir „Kreuzfahrt“ gut gefallen. Sicher ist das Buch eher auf Frauen zugeschnitten. Es wird sicherlich viele Leserinnen finden.