Rezension

Kriege, Schlachten, Feldherren

Die letzte Blüte Roms - Peter Heather

Die letzte Blüte Roms
von Peter Heather

Bewertet mit 4 Sternen

7-5-3: Rom schlüpft aus dem Ei. Und was war noch mal 476 n.Chr.? Richtig: Das Ende des Römischen Reiches. Des ganzen Römischen Reiches? Nein, nur des westlichen Teils. Das ost-römische Reich hatte bekanntlich Bestand bis zur Eroberung durch die Osmanen im Jahre 1453 - allerdings im Laufe der Jahrhunderte eingeschrumpft auf eine eher unbedeutende Regionalmacht. Nur einmal in diesen eintausend Jahren erreichte Ost-Rom noch einmal eine Ausdehnung "rund um das Mittelmeer": während der Herrschaft des Kaisers Justinian von 527 bis 565.

Diese "letzte Blüte Roms" untersucht der britische Historiker Peter Heather und widmet sich dabei vor allem zwei Fragen: Entsprangen die Eroberungen im Westen einer strategischen Absicht Justinians zur Wiederherstellung des "ganzen römischen Reiches"? Und hat er dabei durch eine Überstrapazierung der Ressourcen des Reiches den späteren Verlust größter Teile des Reiches nicht zuletzt im Rahmen der islamischen Expansion zu verantworten? (Achtung, Spoileralarm: Seine Antworten sind "nein" und "nicht unmittelbar")

Wer mehr wissen will über Ostrom zu Zeiten Justinians, den nimmt der Autor mit auf fast 400 Seiten detaillierter Geschichtsschreibung. Drei der elf Kapitel führen uns in das Umfeld des Römischen Reiches nach Konstantin ein, beschreiben die Rolle des Militärs (und der dafür notwendigen Mittel) und erzählen vom Aufstieg Justinians zum Kaiser. Prädikat: sehr lesenswert!

Die nächsten sieben Kapitel berichten von Kriegen, Schlachten, Feldherren. Auf Seite 136 nennt Peter Heather sein eigenes, hier zu besprechendes Werk ein "Buch, in dem es um die Kriege Justinians geht". Und genau so geht es nun Seite um Seite voran: Kriege, Schlachten, Feldherren. Wer es mag: Gerne. Ich hätte gerne mehr über Zusammenhänge erfahren - wie am Anfang des Buches. Dem Autor sei hier Bertolt Brechts "Wer erbaute das siebentorige Theben?" in Erinnerung gebracht: "Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?"

Am Ende leitet der Autor dann wieder zu seinen Grundfragen über und schlägt den Bogen über die Beschreibung der auf Justinian folgenden römisch-persischen Kriege hin zur dann im siebten Jahrhundert folgenden Eroberung weiter Teile des römischen Reiches durch die Muslime. Und das wiederum fand ich sehr lesenswert und lehrreich. 

Mein Fazit: ein wirklich umfassendes Buch über eine faszinierende Epoche. Geschichte erscheint hier über weite Strecken als das, was ich vor zig Jahren in der Schule gelernt habe: Eine Abfolge von Herrschern und Kriegen. Wer das als Leser sucht, wird begeistert sein. Ich für meinen Teil hätte mir etwas weniger Schlachtdetails und noch mehr über Menschen, Sitten, Zusammenhänge gewünscht. Wer das genau so sieht sollte die Kapitel 1-3, 7 und 11 intensiv lesen (und den Rest überfliegen).