Rezension

Kriegsbedingte Lebenswirrungen

Geliebt. Getäuscht. Gefunden. - Lidia Czyz

Geliebt. Getäuscht. Gefunden.
von Lidia Czyz

Bewertet mit 4 Sternen

Der kleine Janek wächst als Einzelkind auf. Seine Eltern umsorgen ihn liebevoll, auch wenn sie es oft nicht leicht haben. Als freikirchliche Christen in Polen leiden sie unter Verfolgungen und Benachteiligungen. Auch Janeks Vater muss, wie viele andere, wegen seines Glaubens ins Gefängnis. Die Eltern versuchen Janek vor dieser harten Realität zu beschützen, doch hin und wieder schnappt er Einzelheiten aus den Gesprächen der Eltern auf.

Aber noch etwas verwundert ihn. Warum nennt ihn die Nachbarin in ihrer Wut Findling? Warum fragen die Eltern seines Freundes nach seinen echten Eltern? Und was hat es mit diesem geheimnisvollen, grauen Umschlag auf sich? Warum steht sein Name auf einem Zettel mit Adoptionsunterlagen?

Erst viel später erfährt Janek, dass er das Kind deutscher Eltern ist. Wegen dem Krieg wurde er in einem Kinderheim zurückgelassen, als seine Familie in eisiger Kälte fliehen musste. Als die Mutter ihn später wieder zu sich nehmen will, gehört er bereits einer anderen Familie an, und wird als polnischer Junge erzogen. Janek ahnt nichts von dem Tauziehen der beiden Elternpaare, von denen das eine in Polen lebt, und das andere in Ostdeutschland. Obwohl es für ihn sehr schwer ist so spät im Leben zu erfahren, dass er eigentlich ein ganz anderer ist, ist er schließlich dankbar, dass er durch das Aufwachsen in seiner polnischen Familie Gott kennenlernen durfte.

An Anfang dieses Buchs verfolgt der Leser in kurzen Streiflichter Ungereimtheiten in Janeks Kindheit und Jugend. Immer mal wieder lassen Gesprächsfetzen erahnen, dass er vielleicht nicht das leibliche Kind seiner Eltern ist, aber er will das nicht wahrhaben. Das Buch setzt dann in den Tagen nach der Beerdigung seiner Eltern ein, um zu zeigen wie es Janek ergeht, als sein ganzes bisheriges Leben in Frage gestellt wird.

Neben Janeks persönliche Geschichte, erfährt der Leser einiges über den Zustand in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg. Wichtige Begriffe werden in Fußnoten erklärt. Aber es geht nicht nur um das Schicksal dieses kleinen Landes, das im Zwiespalt zwischen Russland und Deutschland steht; in dieser Erzählung spielt der Glaube eine große Rolle. Janek erlebt Gott als den, der bei seinem scheinbar verworrenen Lebensweg stets die Fäden in der Hand hat, und dabei einen guten und liebevollen Plan für ihn hat. Auch die feste Zuversicht der Christen, die unter Verfolgung zu leiden hatten, ist beeindruckend.

Fazit: Eine bewegende und ermutigende Lebensgeschichte, die auf wahre Tatsachen beruht. Dieses Buch ist besonders interessant für alle, die authentische Erzählungen lieben und sich für geschichtliche Zusammenhänge interessieren.