Rezension

Krimi-Feinschmecker kommen voll auf ihre Kosten

Kalter Kristall - Thomas Baum

Kalter Kristall
von Thomas Baum

Bewertet mit 5 Sternen

Für findige Hobby-Detektive hat Thomas Baum in seinem neuen, zweiten, Roman mit dem Linzer Chefinspektor Robert Worschädl ein (wie es auf Neudeutsch heißt) “easter egg” versteckt. Einen Hinweis also, der helfen kann, das wunderbar ausgeklügelte Geflecht an Verdächtigen und Tätern, Opfern, vermeintlichen Opfern und selbstverständlich Unschuldigen schon etwas vor Ende des Krimis zu entschlüsseln.

In jedem Fall aber - ob man ihn nun entdeckt und richtig liegt oder entdeckt, aber sich nichts weiter dabei denkt oder ihn nicht entdeckt - bleibt das 349 Seiten starke Buch ein Lesegenuss. Oberösterreichische Possen oder Idiome zergehen gedanklich genauso auf der Zunge wie die des öfteren herrlich pointierten Dialoge zwischen Worschädl und seiner Kollegin Sabine Schinagl.

Garniert wird dieses verschriftlichte Menü mit süffisanten, fast komödiantischen Szenen bei typischen “Worschädl-Verhören” oder wenn ein Verdächtiger vor Wut und Verzweiflung zu rasen beginnt.

Doch auch das zarteste Kalbsschnitzerl kann auch ein winziges Stückerl Sehne enthalten, im Fall dieses Kriminalromans sind das jene Momente wo man unwillkürlich die Luft anhält, die spaßigen Bemerkungen verklungen sind und aus einer diffusen Gefahr plötzlich Ernst wird.

“Kalter Kristall” ist nicht übertrieben actionreich und auch nicht in erster Linie brutal und blutig, aber sicher nicht “well done”. Zart besaitete Leser mögen manche Stellen mit Vorsicht genießen, das Menü als Ganzes bleibt aber bis zu den am Ende noch sehr passenden kleinen Hinweisen, wie es mit dem einen oder anderen Protagonisten weitergeht, durchwegs delikat.