Rezension

Krimi mit anderer Gewichtung

Blutopfer - Britt Reißmann

Blutopfer
von Britt Reißmann

Wenn Mut zum Verhängnis wird Eine Clique Jugendlicher praktiziert gefährliche Mutproben in einem Waldstück bei Stuttgart und findet dabei einen grausam zugerichteten Leichnam. Die Spuren führen die Mordkommission zur Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas sowie in die Sado-Maso-Szene. Doch auch die Tochter von Hauptkommissarin Verena Sander ist unter den negativen Einfluss der Clique geraten. Aus Sorge um ihre Tochter macht Verena Fehler, die ihr beruflich wie persönlich beinahe zum Verhängnis werden.

Meine Meinung:
Ich bedanke mich recht herzlich beim Diana Verlag, für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Das ganze Buch kommt wirklich klasse daher. Das Cover glänzt richtig und hat einen sehr düsteren Touch mit den Krähen und dem toten Baum. Auch der Klappentext verspricht Spannung und Nervenkitzel.
Dies ist allerdings auch ein Punkt, bei welchem ich hätte hellhörig werden sollen, denn Kriminalroman steht nun ja auch nicht zwingend für Brutalität und Blut.
Aber beginnen wir mit den Figuren. Verena Sanders ist hier die Kommissarin und Protagonistin. Es ist ihr Fall und, das lernt man schnell, ihr Leben, um das sich dieses Buch dreht.
Dass Mona, ihre Tochter, in diese Sache hineingerät ist in erster Linie Zufall, wird aber mit den Seiten auch immer wichtiger.
Daneben sind Personen wie Kollege Katz nur Nebenfigur, wenngleich man auch ihn wirklich gut kennenlernt.
Über etwaige Nebencharakter oder Verdächtige verliere ich nun besser kein Wort, um nicht zu spoilern. Aber auch hier bietet das Buch eigentlich alles, was ein guter Kriminalroman benötigt.
Die Sprache ist nicht abgehoben. Plausible Dialoge, nachvollziehbare Ermittlungsarbeit und sogar logische Aufklärungen. Gefühle werden transportiert und auch die Stuttgarter Innenstadt anschaulich geschildert. Wenn man ein wenig ortskundig ist, weiß man, wo sich was abgespielt haben soll.
Fazit:
Dann möchte ich mal zusammenfassen: Ich bekam eine brutal zugerichtete Leiche präsentiert. Ebenso eine Ermittlungsarbeit, die mir keine Fragen offen ließ. Gleichermaßen sah ich mich plötzlich mit einem ziemlich verrutschten Leben der Protagonistin konfrontiert und, so finde ich, diese Geschichte rutschte bald noch mehr in den Mittelpunkt, als die Geschichte um das Opfer selbst. Und, wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht sicher, was ich davon halten soll. Erwartet hatte ich es nicht – zumindest nicht in dieser Intensität. Dann wiederum gibt mir die Autorin ein paar Hinweise und Indizien, damit ich wieder über den Mörder und das Motiv grübeln kann, doch dieses Zepter wird direkt wieder mit der privaten Situation der Kommissarin selbst aus der Hand genommen.
Ebenso lernt man recht viel über die Zeugen Jehovas und man möchte manches Mal jemanden an den Schultern packen und schütteln.
Nüchtern betrachtet, ging mir Verena ein klitzekleinwenig auf den Nerv. Irgendwie wusste ich nicht genau, welche Stellung sie nun eigentlich innehaben möchte. Möchte sie nun die taffe Karrierefrau sein, die ebenso ihre Stellung als alleinerziehende Mutter souverän meistert? Oder will sie lieber eine Beziehung, eine Familie, in die sie sich zurückziehen kann? Mag sie ihren Job? Lässt sie sich nicht viel zu sehr von ihren Gefühlen leiten?
Verena war mir recht wankelmütig, was ihr Auftreten, ihren Status bei mir von Anfang an etwas schwer gestaltete. Darüber hinaus, fand ich, gab es ein paar viele Zufälle. Ich denke dabei an Hannah, die eigene Faust Unternehmungen Verenas und das letztliche Ende.
Alles in allem bekommt man bei Blutopfer wahrlich einen Kriminalroman, man sollte sich jedoch darauf einstellen, dass der Krimi nicht nur in Bezug auf das Opfer selbst zu finden ist.