Rezension

Krimi mit beeindruckender Atmosphäre

Ein dunkler Sommer - Thomas Nommensen

Ein dunkler Sommer
von Thomas Nommensen

„Ein dunkler Sommer“ konnte mich unglaublich überraschen! Der Krimi von Thomas Nommensen erzeugt eine derart starke Atmosphäre, wie es nur wenigen Büchern gelingt und lässt beim Lesen die tatsächliche Umgebung nahezu verschwinden. Nommensens Beschreibungen lösen einen aus der Realität und setzen einen direkt in seiner Geschichte ab, sodass man fast spüren kann, wie die Hitze der Julitage die Landschaft austrocknet, wie sich der blaue Himmel über die weite Landschaft Schleswig Holsteins wölbt, wie das Lichtspiel in den Blättern eines Baumes Schatten wirft und wie nach und nach die Luft immer dicker wird, bevor das herannahende Unwetter über das Land fegt und alles auf genau das eine Finale hinausläuft, das am Ende einer jeden Hitzewelle steht.

Und hier ist es vom Autor überaus gelungen inszeniert, den Krimi-Plot mit der Entwicklung einer heißen Sommerperiode zu koppeln, denn bei „Ein dunkler Sommer“ unterstützt diese Wetterlage die Entwicklung der Story und lässt eine sehr intensive Stimmung entstehen, die mich während des ganzen Buches begleitet hat.

Die Geschichte spielt im Juli, ein warmer Sommer hat die Region fest im Griff, die Luft flirrt über dem Asphalt, es ist heiß. Genau wie vor 10 Jahren, als ein kleines Mädchen sterben musste. Entführung mit Todesfolge lautete damals das Urteil, das über einen Mann gefällt wurde, der als Täter schuldig gesprochen wurde. Nun hat er seine Strafe abgesessen, wird aus der Haft entlassen. Und wenige Monate später wird der Hauptbelastungszeuge von damals ermordet aufgefunden.

Ein neuer Fall? Oder war der alte Fall nie wirklich abgeschlossen? Hauptkommissar Arne Larsen und sein Kollege Frank Kuhlmann tappen lange Zeit im Dunkeln, und es ist spannend, als Leser dabei zuzusehen, wie die fehlenden Puzzleteile nach und nach auftauchen, die Ermittler aber noch nicht in der Lage sind, Zusammenhänge herzustellen. So ist man gerade zu Beginn der Handlung Larsen und Kuhlmann immer einen Schritt voraus und möchte sich frustriert an die Stirn klatschen, wenn ein neuer Hinweis nicht richtig gedeutet werden kann! Das macht beim Lesen natürlich diebisch viel Freude und erhöht die Bindung an die Geschichte ungemein. Doch den kleinen Vorsprung verliert auch der Leser bald und schwankt zwischen Ahnung und Ungewissheit einer erschreckenden Auflösung entgegen.

Sprachlich wie auch inhaltlich finde ich diesen Krimi nahezu perfekt und angenehm anspruchsvoll! Man fühlt sich stilistisch absolut gut aufgehoben, denn da weiß einfach jemand, wie man mit Worten Stimmung erzeugt. Die Figuren, ihr Auftreten und die Dialoge fügen sich dieser Stimmung perfekt und bilden so ein stimmiges Gesamtkonzept. Für mich passten die einzelnen Figurenzeichnungen perfekt zur Handlung, einziger Kritikpunkt war für mich tatsächlich der Epilog.

Den hätte man für mein Empfinden weglassen müssen, er erscheint mir wie ein unnötiges Anhängsel. Als würde man auf ein perfektes Stück Torte, das schon mit einem schönen Sahnehäubchen versehen ist, noch einen Löffel Schlagsahne oben draufklatschen. Das macht irgendwie das schöne Bild kaputt und ist einfach zu viel. Bis dahin war es für mich nämlich ein 5-Sterne-Krimi!

Fazit: Dennoch insgesamt ein überaus gelungener Krimi, der mich vor allem mit seiner unglaublich dichten Atmosphäre begeistern konnte! Auch dem Plot wird raffiniert der Weg bereitet, die stetig ansteigende Spannung erzeugt ein schönes Lesetempo und das Gleichgewicht zwischen Figuren und Handlung rundet das Buch zusätzlich ab. Wer einen gehaltvollen Sommer-Krimi sucht und genug von Krabben- und Küstenklatsch hat, sollte hier zugreifen! „Ein dunkler Sommer“ ist ein empfehlenswerter Kriminalroman und mausert sich zum Sommer-Lesetipp!!

Gesamteindruck: Dicke 4 Sterne und eine Leseesmpfehlung für den Krimisommer 2014!

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