Rezension

Krimi mit einem Schuss Psychologie

Eisiger Dienstag - Nicci French

Eisiger Dienstag
von Nicci French

Bewertet mit 4 Sternen

Eisiger Dienstag ist der zweite Teil der Reihe um die Psychotherapeutin Frieda Klein. Den Ersten hatte ich leider nicht gelesen, aber bisher war ich der Meinung, dass das bei Krimis nicht so schlimm ist. Als ich die ersten hundert Seiten von Eisiger Dienstag gelesen hatte, musste ich mir dann doch eingestehen, dass diese Annahme sich nicht immer bewahrheitet.
Besonders am Anfang wurde sehr viel über den vorangegangenen Fall, zu dessen Lösung Frieda Klein beigetragen hatte, geschrieben. Es tauchten Personen auf, die mit dem Mordfall des zweiten Buches nicht in Verbindung standen. Natürlich gab sich das Autorenduo, das sich hinter dem Pseudonym Nicci French versteckt, größte Mühe, die Geschehnisse kurz zu umreißen, aber irgendwie habe ich mich an manchen Stellen doch gefühlt, wie eine Außenseiterin.
Auch an den Schreibstil musste ich mich erst mal gewöhnen. Er ist jetzt nicht wahnsinnig außergewöhnlich, aber es gibt sehr viele Beschreibungen (vor allem Auflistungen von Gegenständen), die mich ein wenig gestört haben.
Ich brauchte ebenfalls eine Zeit, bis ich mit der Protagonistin warm wurde, schloss Frieda dann aber voll und ganz ins Herz. Sie ist eine nerven- und vor allem auch charakterstarke Frau, die man um ihre Art nur bewundern kann. Ein Nebencharakter im Buch beschreibt sie ganz treffend: „Obwohl sie einem ihre ganze Aufmerksamkeit schenkte, hatte man das Gefühl, dass sie tief in ihrem Inneren ganz für sich blieb. Das verlieh ihr eine Art magnetische Anziehungskraft.“(S. 416).
Ich musste mich auch daran gewöhnen, dass immer wieder Szenen eingeflossen sind, die den Fall nicht wirklich voranbrachten, und in denen es eher um Friedas Privatleben ging. Zum Beispiel Friedas Schwägerin Olivia und ihr Bruder David.
Ziemlich am Anfang des Buches gibt es eine Frau namens Sasha, die nachher nur noch einmal auftaucht. Dann ist da noch Friedas Schüler Jack, dem Frieda mit seinen Problemen weiterhelfen kann. Diese Szenen waren meiner Meinung nach nicht relevant. Frieda hat einen großen Freundeskreis, in dem zwar jeder seine kleinen Problemchen hat, aber alle erschienen mir so selbstlos und perfekt und kümmerten sich so extrem umeinander, dass ich besonders in der Szene, in der alle ihre Freunde auf einmal bei Frieda auftauchen, um sie aufzuheitern, das Ganze ein bisschen überzogen fand.
Nachdem ich mich aber an all das gewöhnt hatte, konnte ich das Buch nicht mehr weglegen und wollte unbedingt wissen, wer dieser Robert Poole ist und wer ihn umgebracht hat. Es gibt so viele Verzweigungen und immer wieder neue Wendungen, was diesen Fall betrifft, dass man irgendwann schon ganz ungeduldig wird. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und werde auch sicherlich den nächsten Band der 8-teiligen Reihe lesen. 

Fazit:
Es empfiehlt sich zwar, vorher „Blauer Montag“ gelesen zu haben, dann jedoch ist dieses Buch auf jeden Fall empfehlenswert. Geeignet vor allem für Leser, die einen psychologischen Anteil in Krimis wertschätzen, und die gerne selber miträtseln.