Rezension

Krimi mit guten Ansätzen und deutlichen Schwachpunkten

Blue Note Girl - Bernd Richard Knospe

Blue Note Girl
von Bernd Richard Knospe

Bewertet mit 2 Sternen

Um mit dem Positiven zu beginnen, das Cover des Buches ist wunderschön! Auch der Titel hat meine Erwartungen an einen „musikalischen Krimi“ gesteigert. Leider hat der Titel nur bedingt etwas mit der Geschichte zu tun, die Bernd Richard Knospe in seinem Debüt erzählt bzw. dieser rückt für die Erzählung in den Hintergrund.

 

Was mich hier sehr gestört hat, war die absolut kleine Schriftgröße, in der der Text gesetzt wurde. Trotz meines wirklich hohen Lesetempos fühlte ich manchmal richtiggehend frustriert, weil man für die gut 300 kleinbedruckten Seiten, die in durchschnittlicher Schriftgröße in anderen Krimis locker 500 Seiten füllen würden, endlos lange braucht. Zusätzlich müffelte mein Leseexemplar, und auch nach dem Auslüften war ein unangenehmer Geruch wahrnehmbar. Vielleicht ein (unerwünschter) Nebeneffekt, wenn man günstig in Polen produzieren lässt oder eine Nachwehe von schlechter Lagerung.

 

Der Krimi wird flüssig erzählt, allerdings kommt die Handlung nur sehr schwer in Gang. Demenstprechend fällt der Spannungsbogen zunächst dürftig aus und der Leser wird erst nach über hundert Seiten „krimimäßig“ unterhalten. Dies ist auch den vielen, redundanten Erklärungen und ausschweifenden Dialogen zuzurechnen, in denen sich der Autor verzettelt. Hier hätte dringend komprimiert werden müssen – was auch einfach möglich gewesen wäre, hätte der Autor statt einigen Dialogen erzählenden Text gewählt, der die Dinge zusammen fasst.

Zusammenhänge, die dem Leser längst klar sind, werden wieder und wieder aufgegriffen und alle möglichen Klischees bedient.

Neue Personen werden eingeführt, Randfiguren bekommen zu großes Gewicht, zusätzliche Handlungsstränge werden entworfen. Die handelnden Personen sind recht gut skizziert, wobei sich eine andere Figur als Protagonist entpuppt, als man zunächst annimmt. Wirkliche Sympathieträger gibt es keine, was aber für mich bei einem Krimi auch nicht unbedingt nötig ist.

Einige gute Passagen habe ich auch gelesen. Hier blitzt Potenzial auf! Auch der Spannungsbogen ist in Teilen gelungen, wird aber immer wieder durch ausufernde Dialogpassagen unterbrochen.

 

Leider rückt der Hamburgbezug und die Musikthematik im Laufe des Romans immer mehr in den Hintergrund und verschwindet am Ende völlig.

Was ich vermisst habe, waren Fährten, die für den Leser ausgelegt und dann wieder verworfen werden. Stattdessen erhält der Leser eine dürftige Auflösung bzw. keine Überraschungen. Manches erscheint inhaltlich sogar unlogisch.

 

Schade, es war für mich ein in Ansätzen guter Krimi mit starkem Überarbeitungsbedarf.

Ich vergebe 2  **.

 

Danke für das Zurverfügungstellen des Leseexemplares.