Rezension

Krimi mit kauzigen Charakteren

Perchtenjagd - Maja Brandstetter, Wolfgang Brandstetter

Perchtenjagd
von Maja Brandstetter Wolfgang Brandstetter

Inhalt:
Es geschah kurz vor Weihnachten auf dem Adventsmarkt in St. Wolfgang, gerade zu dem Zeitpunkt, als die Perchtenläufer durch die Straßen zogen. Die fünfjährige Marie wurde Opfer einer Entführung. Die aufgeregte Mutter informierte sofort die Polizei.
Und so kam es, dass der Psychologe Meiberger mit dem Fall betraut wurde. Meibergers persönliche Betroffenheit entsteht durch seine eigenen Erfahrungen: Sein einziger Sohn verschwand mit siebzehn Jahren ebenfalls spurlos. Er will den Täter finden. Unbedingt.
Nur kurz nach dem Geschehen ereignet sich ein zweiter Vorfall. Ein Bergsteigerehepaar entdeckt bei einer Wanderung unter einem Schneeberg eine Leiche mit einem Teddy im Arm. Es handelt sich, wie die Polizei kurz darauf recherchiert, um genau den Bären, den auch die kleine Marie am Tag ihrer Entführung bei sich hatte. Kurze Zeit später entdeckte Meiberger im Obduktionsbericht ein Detail, das ihn sofort an einen Fall aus der Vergangenheit erinnert. Der Täter hatte ein Zeichen hinterlassen, eine in die Stirn des Opfers eingeritzte Krone.

Im Detail:
Meiberger hat es nicht einfach. In seiner Karriere als Gerichtspsychologe hat er schon viele Fälle lösen können. Unter seinen Kolleginnen und Kollegen, Vorgesetzen und sonstigen, ist Meiberger angemessen unbeliebt.

Direkt nach der Entführung der kleinen Marie ist Meiberger sofort in höchster Alarmbereitschaft. Er weiß, dass in solchen Fällen jede Sekunde zählt. Während Meiberger also bereits über erste Zusammenhänge nachdenkt und Indizien zu finden versucht, widmet sich sein Chef und bester Freund, Oberstleutnant Nepomuk, dem Genuss einer Käsekrainer an einem der Adventsmarktstände.
Als wäre das alles nicht schon nervig genug, beschließt Nepo nur kurze Zeit später Meiberger auch noch von dem Fall abzuziehen. Meiberger ist geschockt. Seine Kollegen sind in seinen Augen eine seltsame Mischung aus Selbstgefälligkeit, Vulnerabilität und Inkompetenz. So beschließen Meiberger das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen und ermittelt einfach undercover.

Eigene Meinung:
Maja und Wolfgang Brandstetter schreiben Drehbücher. Das merkt man ihrem Erstlingswerk an.
Meibergers Erlebnisse wurden bereits auf dem TV-Sender Servus im Fernsehen ausgestrahlt. „Perchtenjagd“ ist nun der erste Meiberger-Krimi in Buchform. 
In erster Linie ein Detektivroman, enthält das Werk durchaus Elemente eines Thrillers à la Hollywood, flankiert von fantastischen Passagen in den mystischen Gegenden Österreichs.
In einigen Rezensionen habe ich, bereits vor dem Lesen des Buches, Kritiken bezüglich eines unrealistischen Endes gelesen. Um nicht zu spoilern möchte ich mich hierzu nicht in Details verlieren. Im Nachwort erwähnen die Autoren, dass sie für ihre Buchrecherche auf die Hilfe eines gerichtlich zertifizierten Sachverständigen und forensischen Psychologen zurückgegriffen haben, der für Authentizität bürgt.
Ein Krimi war für mich bis vor kurzem darauf ausgelegt, aus Beobachtungen, Aussagen und Indizien schlussendlich eine nachvollziehbare Narration (über den Tathergang bis zum Ende) zu ergeben. Das vorliegende Werk setzt andere Prioritäten und misst alles an seiner erzählerischen Verwertbarkeit.
Dennoch wusste mich der erste Meibergerkrimi in Buchform von Maja und Wolfgang Brandstetter (mit Ausnahme des Endes) von sich zu überzeugen; gerade indem sie ihre Figuren als liebenswert abgerockte Existenzen zeigen.
So hat Meiberger seine Frau an seinen besten Freund verloren, sein einziger Sohn ist vor Jahren spurlos verschwunden. Auch muss er sich stets mit seinen unfähigen Kollegen herumschlagen.

Fazit:
Das Autorenduo Maja und Wolfgang Brandstetter schreibt schon seit geraumer Zeit Drehbücher für die auf Servus TV ausgestrahlte Krimiserie rund um den Gerichtspsychologen Meiberger. Mit „Perchtenjagd“ haben sie nun ihren ersten Krimi in Buchform herausgebracht.
Für all diejenigen Krimifreunde, denen es Vergnügen bereitet, eine spannungsgeladene Geschichte hautnah an den Figuren mitzuerleben, ist das Werk eine handfeste Empfehlung.
Besonders das Personengefüge im Roman ist gelungen: kauzig, stimmig und äußerst unterhaltsam.
Sprachlich ist das alles durchaus ambitioniert. Das Ende enttäuscht allerdings ein wenig.