Rezension

Krimi und Hommage an die 80er

Die Lichtung - Linus Geschke

Die Lichtung
von Linus Geschke

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zufällig soll der Journalist Jan Römer einen Artikel über einen ungeklärten Doppelmord aus den achtziger Jahren schreiben, mit dessen Opfern er seinerzeit selbst befreundet war. Die anfängliche Ablehnung wird schnell zur Besessenheit, den Mord nunmehr selbst aufzuklären, und das ist alles andere als ungefährlich.

Die spannende Geschichte wird aus der Perspektive der Hauptfigur in einer schnörkellosen und direkten Sprache erzählt, die dem Genre und der Persönlichkeit des Ich-Erzählers angemessen ist. Die Handlung in der Gegenwart wechselt sich ab mit Rückblenden in die Jugendzeit des Protagonisten. Das 80er-Feeling wird durch den „Soundtrack“ des Buches (immer wieder werden typische 80er-Songs angegeben, die der Ich-Erzähler jeweils hört) gut unterstrichen.Von Anfang an wird Spannung aufgebaut und obwohl man ja weiß, wie der Sommer der Jugendlichen in den Rückblenden ausgehen wird, sind auch diese Teile des Romans nicht langweilig.

Da ich nur wenig jünger bin als der Ich-Erzähler, und ebenfalls im Rheinland aufgewachsen bin, haben mich insbesondere die Rückblenden sehr angesprochen. Hier wurde ich allerdings auch zum ersten Mal vom Roman enttäuscht. Während Musik, Klamotten, Lebensumstände und Technik (die Jungs schrauben diverse Male an ihren Zweirädern herum) für mich durchaus stimmig sind, fühlt sich die Sprache der Jugendlichen für mich nicht authentisch an. Das fängt damit an, dass auch Vornamen wie Marion und Christine nie abgekürzt werden, geht weiter damit, dass die komplette Kölner Clique astreines Hochdeutsch spricht und auch die typischen Jugendwörter, die wir in den 80ern inflationär gebraucht haben, allenfalls sporadisch vorkommen („geil“ wird z. B. kein einziges Mal gesteigert :-)). Andererseits werden – wohl um Lokalkolorit zu erzeugen – in beiden Erzählebenen für meinen Geschmack zu häufig Kölner Straßennamen genannt.

Aber jetzt zur Geschichte: der Krimi ist gut konstruiert und spannend aufgebaut. Dabei bedient sich der Autor allerdings u. a. eines Tricks, über den ich mich ein bisschen ärgere. Wenn er Ich-Erzähler mich an nahezu allen seinen Gedanken teilhaben lässt, mir aber entscheidende Fakten für die Lösung des Falles über weite Teile des Buches vorenthält, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier nur künstlich Spannung erzeugt wird.

Dafür, dass mir der Roman eigentlich überwiegend gut gefallen hat, habe ich jetzt vielleicht ein bisschen zu viel genörgelt. Im Ergebnis liest sich der Krimi gut und wird an keiner Stelle langweilig. Wer allerdings vertieftes 80er-Feeling erwartet, könnte – wie ich – ein bisschen enttäuscht werden.