Rezension

Kriminalroman

Der Hunger der Lebenden - Beate Sauer

Der Hunger der Lebenden
von Beate Sauer

Bewertet mit 5 Sternen

Bei diesem Buch handelt es sich um einen Nachkriegskriminalroman aus dem Ullstein Verlag.

 Erscheinungsdatum:   Februar 2019

Hauptprotagonisten:     Friederike Matthee – Mitglied der weiblichen Polizei

                                     Richard Davies – Royal Military Police

Handlungsort:               Köln im Juni 1947

 

Während einer großen Hitzewelle im Sommer 1947 wird im bergischen Land die Leiche einer gut situierten Bauersfrau gefunden – im Laufe des Buches erfährt Friederike, dass sie in der Vergangenheit ebenfalls der weiblichen Polizei angehörte. Nach und nach legt Friederike Abgründe frei, welche sich im Rahmen des Nationalsozialismus abspielten und sie ist sich sicher, dass das junge Mädchen, welches als Mörderin bereits in Haft sitzt, fälschlicherweise beschuldigt wird. Ist Friederike in der Lage die Abgründe aufzudecken und den wahren Mörder zu finden? Leider reichen ihre Befugnisse nicht allzu weit, so dass sie relativ schnell an ihre Grenzen kommt. So richtig Fahrt nimmt das Buch dann auf, als Richard Davies wieder nach Deutschland kehrt um den vor einigen Jahren geschehenen Mord an drei britischen Fliegern aufzuklären.

Ich finde die Story des Buches überzeugend, die Figuren gut umrissen und den Schreibstil flüssig und interessant. Friederike war mir von Anfang an sympathisch, ich konnte durchaus verstehen, dass sie sich gegen gewisse Regeln stellt und heimlich ermittelt. Sie macht im Laufe des Buches eine regelrechte Wandlung durch und wird mutiger und überlegter. Ein bisschen mehr Diplomatie ihren Vorgesetzten gegenüber wäre vielleicht nicht verkehrt.

Der Autorin ist es gelungen, dem Leser die Nachkriegsstimmung authentisch rüber zu bringen. Man konnte die angespannte Stimmung zwischen den einzelnen Protagonisten regelrecht spüren. Dieses hinterfragen, spricht derjenige jetzt die Wahrheit oder lügt er um seine Haut zu retten – die Stimmung war richtig greifbar für mich. Anhand der Protagonisten merkt man, dass der Krieg viel Schaden angerichtet hat, nicht nur die Toten oder das Materielle – vor allem auch die Überlebenden haben doch noch lang hart dran zu knabbern. Das merkt man vor allem an Richard Davies – ein Jude, welcher aus Deutschland floh und sich selbst jetzt noch hinter seiner Uniform der Royal Military Police versteckt, weil er Angst hat zu sich zu stehen. Aber auch er unterliegt einer Wandlung, so dass er am Ende des Buches gelernt hat zu sich zu stehen und sein Leben wieder in die eigene Hand zu nehmen.

Während der Geschichte gibt es einige unvorhergesehene Wendungen, welche im Nachhinein aber einleuchten.

Positiv zu erwähnen vielleicht auch noch die Aufmachung des Buches: im Buchumschlag findet man die Steckbriefe von Friederike und Richard, den Hauptprotagonisten und eine Karte der Umgebung, in welcher der Roman spielt. Ebenfalls gefallen hat mir das Personenverzeichnis und das Nachwort mit Erklärungen zu der Zeit am Ende des Buches.

Ein wirklich gelungener Kriminalroman, welcher nach Fortsetzungen schreit. Ich würde mich freuen, mehr von Friederike Matthee und Richard Davies lesen zu dürfen.