Rezension

Krimödie in Vollendung

Stick oder stirb! - Tatjana Kruse

Stick oder stirb!
von Tatjana Kruse

Bewertet mit 5 Sternen

 

Vorweg: Langsam gehen mir die Worte aus. Denn ich habe schon alles Lob über die bisher von mir gelesenen Bücher meiner Lieblingsautorin ausgeschüttet, dessen ich fähig bin. Eigentlich brauche ich nur noch von mir selber abzuschreiben, denn auch dieses Buch hat mich wiederum voll und ganz begeistert. Ich kenne keinen Autor, der Krimödien in dieser Vollendung schreiben kann.

Der im Ruhestand befindliche Ex-Kommissar Siegfried Seifferheld tut Gutes. Er bringt einem erlesenen Grüppchen an Insassen der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall das Sticken bei. Welch eine begeisternde Auswahl an Stickmotiven hier ihrer Fertigstellung harrt, lässt tief in die Seelen der Knastbrüder blicken. Doch in die heile Welt des Stickkränzchens dringt das eigentlich gar nicht so Böse in Person eines russischen Mafiabosses, der für eine spektakuläre Flucht Seifferheld als Geisel mitgehen lässt. Und der ist und bleibt verschwunden samt seinem Schnüffler-Kompagnon, dem Hovawart Onis.

Die Handlung in all ihren herrlichen Details, urkomischen Windungen und Verwicklungen nüchtern zu erzählen, macht in meinen Augen wenig Sinn. Denn egal wie viele Turbulenzen uns handlungstechnisch aufgetischt werden – was auch dieses Buch wiederum auszeichnet, ist sein grandioser Ideenreichtum, das Jonglieren mit schrägen Wortschöpfungen und Gags. Dass Seifferheld in jungen Jahren das Küssen an harten Eiern geübt hatte, ist noch eine der harmloseren Pointen. Was ich an der Autorin ganz besonders liebe und schätze, ist der hinter all den vordergründig slapstickartigen Schilderungen liegender intelligenter Humor, der aus Wissen und scharfer Beobachtungsgabe resultiert und mit gekonnter Feder daraus Krimödien in Vollendung schafft.