Rezension

Krisenmanager

Riskante Manöver - Birand Bingül

Riskante Manöver
von Birand Bingül

Zum Inhalt:
Mats Holm ist PR-Agent. Aber nicht irgendein PR-Agent, sondern der beste. Der, den man holt, wenn man als Konzern tief in einer braunen Masse steckt, aus der man sich selber nicht befreien kann. So geht es dem Pharmakonzern Wenner, der mit Komplikationen bei Krankheitsverläufen von Kindern in Verbindung gebracht wird. Mats versucht, das Kind zu schaukeln, bevor es ganz im Brunnen versinkt, - wenn nötig, auch am Rande der Legalität.

Mein Eindruck:
Das Feld der Wirtschaftskriminalität ist es wert, beackert zu werden. Dabei gestalten sich die Suche nach der Wahrheit und das Streben Mats’, seinen Auftraggeber aus den negativen Schlagzeilen zu holen, so spannend, dass es die übliche Krimihandlung mit Mord und Entführung gar nicht gebraucht hätte. Ganz im Gegenteil, diese Teile der Geschichte wirken fast wie Fremdkörper und sind eher Stichwortgeber für den echten Thriller um Medikamente für Kinder. Glücklicherweise führen sie aber auch die interessante Figur eines Kommissars ein, die bei weiteren Krimis aus der Feder Bingüls bestimmt Verwendung finden wird.
Die grobe Einteilung des Buchs in Tage (mit einer Feineinteilung in Zeitpunkte), welche die Vorkommnisse strukturieren, verleiht dem Drama zusätzlichen Zug. Doch auch ohne dieses Stilmittel blickt die Leserschaft teilweise entsetzt, teilweise neugierig und teilweise wie vor den Kopf geschlagen durch das Schlüsselloch des Raums, in dem die Macht eines Konzerns sitzt. Die Tatsache, dass der Autor selber Unternehmenssprecher war, verleiht diesem Blick eine Art Ritterschlag und das Gefühl der Wahrhaftigkeit, - was einen noch zusätzlich Galle schmecken lässt. Leider kann der Autor nicht dem Drang widerstehen, seine Hauptpersonen mit einem komplizierten Privatleben auszustatten, welches die in sich abgeschlossene Geschichte um einen unnötigen Cliffhanger bereichert. Denn dieser Krimi ist es wert, einen Nachfolger zu bekommen, - ganz ohne Privatgedöns.

Mein Fazit:
Ein sehr lesenswerter Blick auf das, was hinter verschlossenen Türen großer Konzerne passiert, - obwohl man es manchmal wohl lieber nicht wissen möchte