Rezension

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Kritik an der Juristerei wortgewandt verpackt, stilvoll-amüsant, sprachlich genial und mordsmäßig unterhaltend!

Richter morden besser -

Richter morden besser
von Thorsten Schleif

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ein Richter mordet mittelbar und grundsätzlich ;-) nur in Gedanken!

Beim ersten Blick auf das Buch war ich vom zwar schlichten, aber aussagekräftigen Cover gleich angetan. Der Richterhammer, der entweder vom häufigen Gebrauch oder wiederholt schlagkräftigen Einsatz schon gespalten ist - so wie der titelgebende Richter gegenüber so manchem Urteil - bringt es auf den blutroten Punkt!

Grundsätzlich ;-) könnte man ja von einem Buch mit diesem Titel und diesem markanten Coverbild auch einen ernst(hafter)en Roman erwarten, aber bei aller Kritik, die der Autor anbringt, ist der Roman trotzdem und vor allem unterhaltsam und wirklich amüsant.

Da sind zum einen die Spitznamen, die der Richter seinen Kollegen und Vorgesetzten auf den Leib schneidert, denn diese sind einfach herrlich, weil so treffend und in einem Wort allumfassend beschreibend. Was mir aber vor allem auffällt, ist der Schalk ;-), den der Autor offenbar im Nacken hat, denn seine Wortspiele - in und ganz besonders auch zwischen den Zeilen - sind so kreativ und unterhaltsam, dass ich das Lesen ungemein genieße.

Zum Inhalt schreibe ich ganz bewusst nichts, aber ein hervorragendes Beispiel für den eben erwähnten Schalk ;-) ist ein Passus, in dem der Autor sich zum Thema „Überhörung“ äußert. Diese wenigen Sätze zu einer Art Supervision im Gerichtssaal bringen die Meinung des Autors wunderbar zum Ausdruck: Kritik am wohl einzigartigen Juristen-Deutsch anhand der Kreation der „Überhörung“, vielsagende Adjektive („leibeigen“) und die Absurdität des Nicht-Verstehens verbunden mit der Überzeugung, das Nicht-Verstandene zweifelsohne besser machen zu können. Köstliche Wortspielereien!

Meine anfängliche Euphorie wird leider etwas gebremst, u.a. durch manche Details, die zu einem Zeitpunkt erwähnt werden, zu dem sie den gerade agierenden Personen nicht bekannt gewesen sein konnten.

Auch nehmen früh eingebundene und an sich raffinierte, weil in dem Moment wortwitzige Vorschauen, einen Teil der Spannung. Was hier als Hinweis gedacht ist, entspricht meiner Meinung nach eher einer deplatzierten Enthüllung.

Zudem wirkt der Richter manchmal seltsam unbedarft, weil er sich in der Öffentlichkeit allzu leichtsinnig verhält, wissend, dass ihm Gefahr drohen könnte aufgrund seiner exponierten Stellung und der aktuellen Lage.

Von diesen etwas(!) die Begeisterung dämpfenden Details abgesehen, unterhält die Geschichte auf bestem und hohem Niveau. Wenn sich der Richter z.B. über die Zustände technischer und baulicher Natur im Gericht mokiert; wenn er, mit einem leichten Hang zum Makabren ausgestattet, Mitmenschen zu seinen Zwecken „einsetzt“, sich also mittelbar einbringt; wenn seine Gedanken in wörtlicher Rede dargestellt werden, obwohl sein Gesprächspartner in dem Moment seine Katze ist, dann ist dieses Buch ein purer Genuss aus Wortwitz und sprachlich genialen Hirnverzwirblern, von denen ich hier nichts zitieren möchte, um zukünftigen Lesern den Spaß nicht zu verderben!

Ja, das Buch macht Spaß! Bedenklich stimmen mich aber die Einblicke in die Interna, nicht wissend, was davon reine Phantasie ist, was der Realität entspricht oder ob es – was ich annehme - eine Mischung aus Beidem ist?! Da werden Rechtsanwälte von ihren Mandanten unter Druck gesetzt, Absprachen getroffen und gemauschelt und der gerichtsinterne Klüngel ist ja fast unglaublich und sollte so grundsätzlich ;-) gar nicht reell sein, obwohl…. ;-)

Meine Empfehlung, Euer Ehren! ;-)