Rezension

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Krönender Abschluss eines grandiosen Werks

Die Geschichte des verlorenen Kindes - Elena Ferrante

Die Geschichte des verlorenen Kindes
von Elena Ferrante

Bewertet mit 5 Sternen

Der Abschluss von Ferrantes großartiger neapolitanischer Reihe – vielleicht nicht der stärkste Band, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Das Buch steigt bei Lénus Affäre mit Nino ein, in den sie immer schon verliebt war und dessen Liebesgeschichte mit Lila sie tief gekränkt hat. Sie geht den entscheidenden Schritt und trennt sich von ihrem Mann; schließlich zieht sie zurück nach Neapel. Allerdings, man hat es schon geahnt, gibt es für sie mit Nino kein Happy End. Dafür gelingt es ihr jedoch, sich in beruflicher Hinsicht (nach einigen Durstphasen und Schwierigkeiten) zu etablieren. Lila steigt derweil, in Zusammenarbeit mit Enzo, zu einer erfolgreichen Unternehmerin auf. Dafür wird sie allerdings teuer bezahlen.

Besonders Lilas Schicksal hat mich sehr berührt, auch wenn sie charakterlich alles andere als perfekt ist. Beide Lebensgeschichten der Freundinnen verdeutlichen eindringlich, wie schwierig es ist, die Barrieren und Einschränkungen seiner Herkunft zu überwinden, und auch, wie gerade Frauen dabei immer wieder Steine in den Weg gelegt werden und sie für ihren Erfolg bezahlen müssen. Ferrante schreibt wenig blumig, aber sehr mitreißend. Die Freundschaft von Lila und Lénu ist so komplex wie die beiden Charaktere selbst; sie lieben und sie hassen sich, vor allem aber brauchen sie einander gegenseitig als Messlatte und intellektuelle Sparringpartner. Die Schilderungen von Lénu sind dabei so schonungslos bis unerträglich ehrlich wie immer. Ich habe diese Reihe geliebt und werde sie bestimmt noch mal wiederlesen. Schade, dass es nun vorbei ist!