Rezension

Kühe haben morgen Feiertag!

Die Kuh kennt keinen Feiertag - Bernd Gunthers

Die Kuh kennt keinen Feiertag
von Bernd Gunthers

Kühe haben morgen Feiertag!

„Gehe jeder Spur nach, schau unter jeden Stein!“

In der Nähe eines Bauernhofes in Schwäbisch Hall verliert ein Pilot die Kontrolle über sein Kleinflugzeug und stürzt ab. Die fünfunddreißigjährige Milka Mayr, die auf dem elterlichen Bauernhof in der Gemeinde Bühlerzell arbeitet, ist außer sich. Bei dem Toten handelt es sich nämlich um einen guten Freund und Hofnachbarn namens Max Holl, an einen Unfall mag Milka nicht so recht glauben. Trotz aller Einwände der örtlichen Polizei mischt die aufmüpfige und rechthaberische junge Frau sich in die Ermittlungen ein, führt auf eigene Faust Recherchen durch und spricht mit potenziellen Zeugen und Bekannten des Opfers. Dass sie ihrem Freund Paul Eichert hierbei in die Quere kommt, ist wohl unvermeidlich. Denn Paul ist Kriminalhauptkommissar in der Kripo Hall und seine durchaus hohe Toleranzgrenze wird durch Milkas eigenmächtige Aktivitäten höchst strapaziert.

„Die Kuh kennt keinen Feiertag“ war in jeder Hinsicht eine absolute Überraschung für mich. Aufgrund des charmanten und äußerst anziehenden Buchcovers, des interessanten Klappentextes sowie der einnehmenden Leseprobe setzte ich bereits im Vorfeld hohe Erwartungen in dieses Buch. Der Schreibstil war für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftig (da ungewohnt), auf alle Fälle erwies er sich als fordernd und anregend. Da ich darüber hinaus auch der Schwäbischen Dialektsprache nicht mächtig bin, stellte diese Lektüre noch viel mehr eine interessante und vor allen Dingen bereichernde Leseerfahrung für mich dar.

Die eigenwillige Protagonistin Milka, der immer wieder aufblitzende Humor (oder besser ausgedrückt: die herrliche Situationskomik!) und nicht zuletzt die geschickte Irreführung durch verschiedene ins Buch eingebrachte falsche Fährten haben mir ausnehmend gut gefallen. Die Charakterzeichnung und die Interaktionen der handelnden Figuren waren für mich überzeugend, der Fokus lag natürlich auf der Hauptfigur Milka und dem polizeilichen Ermittler Paul. Während der Kunsthistoriker Professor Lothar Ebert sich als höchst interessante Nebenfigur entpuppte, vermochte ich den Charakter sowie das Verhalten der Freundin des Opfers namens Renate Beck, des hitzköpfigen Hofnachbarn Lukas Holl, des gerissenen Kunsthändlers Martin Hausner sowie seiner Bekannten Stojan Tadic und Goran Sklenar, aber auch des handgreiflichen Angebers Thomas Feldmeier lange nicht zu durchschauen.

Bernd Gunthers ist es gelungen, mich mit dieser ausgeklügelten Geschichte permanent ans Buch zu fesseln, er führte mich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Holzweg, und bereitete mir mit seinen sprachlichen Ergüssen beachtliches Lesevergnügen. Die Einbindung zahlreicher kulinarischer Genüsse ließ darüber hinaus mein Herz höherschlagen. Die Spannung und die Neugier auf die Identität des Mörders blieben beinahe bis zur letzten Buchseite aufrecht.

Fazit: „Die Kuh kennt keinen Feiertag“ war ein Krimi der etwas anderen Art, eine erfrischende Mischung aus Regionalkrimi, Wohlfühlkrimi und humorvollem Unterhaltungsroman. Dieses Buch beanspruchte meine gesamte konzentrierte Aufmerksamkeit und vermittelte mir so ganz nebenbei neue Wissensinhalte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen und ich würde mir weitere Kriminalfälle mit der schrulligen Amateur-Ermittlerin Milka Mayr wünschen.