Rezension

Kult!

Die Kinder aus Bullerbü - Astrid Lindgren

Die Kinder aus Bullerbü
von Astrid Lindgren

Für diejenigen, die Bullerbü nicht kennen, kurz etwas zum Inhalt: Bullerbü ist ein kleines Dorf in Schweden mit drei Höfen. Auf den Höfen wohnen drei Familien und diese haben auch Kinder. Auf dem Mittelhof wohnen Lisa und ihre beiden älteren Brüder Lasse und Bosse, auf dem Nordhof wohnen Lisas beste Freundinnen Inga und Britta und auf dem Südhof wohnt Ole, der zunächst noch Einzelkind ist, später aber noch eine Schwester bekommt. Die sechs Kinder erleben zusammen ein Abenteuer nach dem anderen, seien es die Schlittenfahrten im Winter, der lange Schulweg oder die verrückten Spiele, die sie sich ausdenken.

Bullerbü ist einfach Kult und das liegt nicht zuletzt daran, dass Lisa das ganze Geschehen als Ich- Erzählerin teilweise sehr altklug kommentiert, wie mir erst vor einigen Jahren aufgefallen ist ;-)

Bullerbü ist das Kinderparadies schlechthin, die ultimative Freiheit, nie kommen nervige Eltern ins Zimmer und sagen, man solle aufräumen, alle sind immer mit Lust und Laune bei der Sache, auch wenn die Kinder bei der landwirtschaftlichen Arbeit helfen müssen. Und sie gehen sogar gerne in die Schule!

An dem Buch hängen einfach unendlich viele Erinnerungen und noch heute kann ich Tränen lachen, wenn ich mir vorstelle, wie ich damals mit meiner besten Freundin versuchte, Ingas und Lisas Spiel „Feine Damen“ nachzumachen. Dazu verkleidet man sich als feine Damen und spricht auch sehr geziert miteinander. Auf Grund der mangelnden Verkleidungsmöglichkeiten haben wir uns also statt der feinen Spitzenhandschuhe dicke Wollhandschuhe angezogen, aber wir fanden uns fein und das reichte.

Seit ich dieses Buch kenne, ist Schweden für mich eine Art Kinderparadies und ich denke, da geht es nicht nur mir so. In Bullerbü kennt man keine Alltagsprobleme, sondern man erschafft sich mit Erfindungsreichtum und Kreativität eine ganz eigene Welt und spielt den ganzen Tag – und das, obwohl die Familien wohl eher ärmlich leben und keines der Kinder teure Spielzeuge hat. Lisas größter Traum beispielsweise ist es ja, ein Fahrrad zu bekommen – eine Bescheidenheit, die vielen Kindern heutzutage guttun würde. Man rettet Hunde und baut Höhlen, schläft im Heu oder backt Pfefferkuchen.

Und das alles wird von Astrid Lindgren mit so viel Herz und Liebe und auch Humor geschildert, dass man gar nicht anders kann, als davon zu träumen, in Bullerbü zu leben.
Ein Buch, das hoffentlich nicht so schnell aus den Bücherregalen der zukünftigen Kinderzimmer verschwindet, sondern immer weiter gelesen wird, wie es schon seit sechs Jahrzehnten gelesen und geliebt wird. Und wenn ihr das Buch auch besitzt: Holt es doch mal wieder aus den Tiefen des Regals oder des Kellers und lest es mal wieder. Man fühlt sich wieder, als wäre man 4 Jahre alt und würde die Welt von Bullerbü mit ihren unendlichen Möglichkeiten zum ersten Mal entdecken. Es lohnt sich!