Rezension

Kultfigur Michel Vaillant

Michel Vaillant 68. China Moon - Jean Graton, Philippe Graton

Michel Vaillant - China Moon
von Jean Graton

Bewertet mit 5 Sternen

Jean Graton ist längst der Papst der Rennfahrer-Comics, wie seine Biographie schildert...

@@@ DER AUTOR @@@

Der Franzose Jean Graton ist Texter und Zeichner in einer Person. Bekannt wurde Jean Graton international durch seine Figur Michel Vaillant und fast 70 Alben seines Helden. Die erste Geschichte wurde 1959 veröffentlicht.

Neben seinem Topseller Michel Vaillant schuf Jean Graton eine der wenigen weiblichen Hauptdarstellerinnen mit der Serie um die Motocross-Fahrerin Julie Wood. Diese ebenfalls von Motorsport geprägte Figur konnte Michel Vaillant in Verkaufszahlen nie das Wasser reichen. Später wurde blonde Julie somit Teil der Comics um Michel Vaillant.

Der Zeichenstil von Jean Graton entspricht realistischer Darstellungsweise.

Mittlerweile unterstützt ihn sein Sohn Phillippe und gesamt ein halbes Dutzend Zeichner großes Team.

Jean Graton, der für Bild und Text verantwortlich ist, gilt seit 50 Jahren als Perfektionist. Vor allem in den 60er und 70er Jahren war sein Auftauchen bei Autorennen so selbstverständlich wie tägliches Zähneputzen. Rennfahrer und Motorsportjournalisten waren mit ihm per „du“. Seine Detailliebe, die in Sachen Technik die Comics ausmacht, recherchierte er stets aufwändig und verschoß endlos Filmmaterial, um es später auszuwerten und in seinen Zeichnungen umzusetzen.

Die Darstellung ist an echten Schauplätzen orientiert, so wie auch die Rennwagen realistisch sind - Ligier, Ferrari, Williams, Arrows, Toleman und alle anderen. Nur die Marke VAILLANTE ist fiktiv.

Die Bilder sind flüssig gezeichnet, dass die Geschwindigkeiten auch als Comic perfekt eingefangen sind. Die Rennwagen - Formel 1 oder Tourenwagen in Spa-Francorchamps - sind mit Detailliebe den echten Autos entsprechend gezeichnet. Es fällt besonders beim Ford Capri im Langstreckenrennen sympathisch auf...

Natürlich wäre es auf Dauer monoton, wenn seine Alben nur eine „WM“ beleuchten würden. Daher gibt es auch krimiartige Szenarien mit unsportlichen Wettbewerbern oder eine schicksalshafte „Pechsträhne“ seines Helden Michel Vaillant, die ihn fast zum Rücktritt bewegt. Dafür aber gibt es in den Comics um Michel Vaillant keine sogenannten Boxenluder. Frauen spielen zwar eine wichtige Rolle, doch eben mit Charisma. Es gibt die für das Team fahrende Deutsche Gabriele Spangenberg und auch Francoise, als Verlobte des Rennfahrers. Lediglich Steve Warson flirtet gerne.

Julie Wood, wie erwähnt, wollte er nach Beendigung deren eigenen Comicserie nicht sterben lassen. Sie hat mittlerweile ihren festen Platz in den Comics um Michel Vaillant.

Jean Graton ist in 67 Bänden ein kreativer Kopf, dem auch die Ehre zuteil wurde, dass niemand geringerer als Frankreichs bekanntester Produzent Luc Besson den Titelhelden in „Michel Vaillant - Jeder Sieg hat seinen Preis“ verfilmte. Und in Band 67 „Pour David“ wurde die Story auch als Comicalbum mit der Idee zur Story seitens Bessons veröffentlicht.

Darüber hinaus wurde Michel Vaillant vor einigen Jahren auch als Zeichentrick verfilmt, was sich dann eher an die jüngste Generation ab 6 Jahren wendet.

Der aus der französischen Bretagne stammende Jean Graton kann auf ein hochinteressantes Lebenswerk zurückschauen, zumal seine Comics auch in Deutschland veröffentlicht wurden. ZACK öffnete Michel Vaillant ca. 1973 die Tür nach Deutschland. Später wurden die Comics vor allem bei Carlsen publiziert. Viele der vergriffenen deutschen Alben werden mittlerweile zu Preisen bis zu 50 Euro und teils mehr von Sammlern wahrlich „gejagt“.

@@@ DIE STORY @@@

„China Moon“ spielt in der aktuellen Szene der Formel 1, wie man sie 2005 kannte. Alonso und Schumacher kämpfen bereits um Siege, aber das Team VAILLANTE mischt mit.

Der erste Grand Prix in China ist Prestige-Sache. Michel Vaillant und sein Kollege Steve Warson hoffen, über die Strategie und den Boxenstopps nach vorne zu kommen.

Dann wird Michel durch einen geheimen Termin in Shanghai durch seinen Bruder Jean-Piere Vaillant ein Geheimnis offenbart. Man baut mit Chinesen einen Prototyp für die Alltagssstraßen. Michel soll den Wagen nach den Rennen vorstellen.

Dann wird der Prototyp entführt. Michel und Kollege Steve machen sich auf eine gefährliche Suche auf.. Sie schlagen sich die Nacht um die Ohren und finden ihn.

Doch sind sie fit genug, um ohne Schlaf am GP von China teilzunehmen ?

@@@ EINDRÜCKE @@@

Mittlweile zeichnet Jean Graton nicht mehr allein. Man erkennt es am Zeichenstil seiner Assistenten, aber es mindert nicht die seit 1957 bekannte Qualität der Comic-Serie.

Besonders ausgefeilt sind nach wie vor die Details von Personen und Rennwagen, ebenso der Stadt Shanghai. Detailliebe war immer die Stärke von Graton.

Aber ebenso ausgefeilt sind die „Sprechblasen“, die vieles über die Regeln der Formel 1 verraten.

Die Story selbst ist intelligent und spannend, vor allem das Intermezzo zwischen Training und Rennen, was den Hauptteil der Geschichte ausmacht. Die bildliche Darstellung übertrifft semi-realistisch.

Spannend und sympathisch sind die Nenner für die Story als auch deren Akteure. Auch der Band 68 von mittlerweile 69 überzeugt schlicht.

Jean-Louis Glineur