Rezension

Kulturell interessant

Ins Nordlicht blicken - Cornelia Franz

Ins Nordlicht blicken
von Cornelia Franz

Cover:
Das Cover ist wirklich toll, weil es durch die blau-gelbe Farbgebung an einen Urlaub erinnern lässt und einen gleichzeitig in das ferne Grönland transportiert.

Meinung:
Ich bin durch Zufall auf dieses Buch gestoßen, weil mich Bücher über Länder, die ausnahmsweise mal nicht GB oder USA sind, sehr interessieren. Leider war die Handlung nicht ganz das, was ich mir erhofft hatte.
Gleich zu Beginn muss ich sagen, dass der Klappentext im derzeitigen Dystopie-Wahn etwas irreführend ist. Dadurch, dass gerade die ersten Worte auf die klimatischen Veränderungen anspielen, wird man komplett fehlgeleitet. Das Buch ist ein Selbstfindungsroman und keine Dystopie.
Jonathan hatte eine ziemlich miese Vergangenheit. Zu dieser möchte ich nichts sagen, weswegen ich so gut wie kaum etwas vom Inhalt verraten werde, weil das das vollständige Handlungskonstrukt kaputt machen würde und ich alles vorwegnehme, was passiert.
Nur so viel sei gesagt: Jonathan ist ein Grönländer, mit entsprechendem Aussehen und entsprechenden Wurzeln. Damit kommt er nicht ganz klar, weil Grönländer immer mehr ausgegrenzt werden, wie es ja oft mit Ureinwohnern ist.
In diesem Buch wird die trostlose Realität sehr gut deutlich. Man erfährt, was es heißt, als Ausgestoßener zu leben, wie wenig Perspektiven man dadurch für seine Zukunft besitzt und sich demnach zwangsläufig im Internet verliert oder zur Flasche greift. Eigentlich besteht das Buch nur aus gescheiterten Existenzen, was einem beinahe die Luft zum Atmen nimmt. Alle werkeln nur so vor sich hin, um irgendwie wenigstens ein bisschen Geld im Leben zu haben und sind im Inneren tief unglücklich und verzweifelt.
Diese Verzweiflung ist spürbar und ich denke, dass so ein Bild sehr realistisch ist. Da ich bisher wenig mit Grönland zu tun hatte und auch noch nie Bücher gelesen habe, die in diesem Land spielen, fand ich das kulturelle Geschehen auf der Insel sehr gut beschrieben. Es war furchtbar, aber es hat doch meinen Blick etwas verändert und das fand ich gut.
Gestolpert bin ich des Öfteren über die Namen, die ganz schön fremdartig klingen. Doch auch das hat den Aspekt der Kultur verstärkt, weil die Atmosphäre dadurch abgerundet wurde.
Die Handlung fand ich schwach und sogar ziemlich unlogisch, weswegen die meisten Passagen sehr langweilig wurden. Es passieren Dinge, die ich nicht so ganz nachvollziehen konnte und sich in ihrer Unausgereiftheit wiederholten, was einfallslos war. Es werden Figuren angeführt und beschrieben, sie werden mit Geheimnissen ausgestattet, die letztendlich nur sehr unbefriedigend aufgelöst werden. Teilweise habe ich gar nicht verstanden, wieso diese Handlungsfäden Bestandteil des Buches waren.
Das Geheimnis, welches Jonathan umgibt, war interessant, weil es auch viel mit der Problematik zu tun hat, die ich ansprach, aber es war auch sehr unüberlegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich so hätte passieren können, weil zu viele Dinge dagegen sprechen.

Fazit:
Ein Buch, was einen gut über das Leben, die Landschaft und die Kultur Grönlands unterrichten kann. Man erfährt, wie die Ureinwohner dort leben, womit sie zu kämpfen haben und wie trostlos ihr Leben ist. Erschreckend, aber gleichzeitig auch interessant, da Grönland ein ungewöhnlicher Schauplatz ist. Die Handlung konnte mich leider überhaupt nicht berühren, weil sie unlogisch und nicht sehr gut durchdacht war. Mit der Hauptfigur konnte ich deswegen nichts anfangen.