Rezension

Kulturelle Risse

Dschinns -

Dschinns
von Fatma Aydemir

Bewertet mit 5 Sternen

„Dschinns“ heißt dieser bewegende Roman Fatma Aydemirs, in dem aus den Perspektiven aller Familienmitglieder der Familie Yilmay erzählt wird. Es beginnt mit dem Vater Hüseyin, der kurz vor der Rente steht und meint, am Ziel seiner Träume angelangt zu sein, als ihn in der für seine Familie gekauften, und frisch renovierten Eigentumswohnung in Istanbul ein Schlaganfall ereilt, den er nicht überlebt. Seine vier Kinder und seine Frau Emine machen sich auf den schwierigen Weg von Deutschland in ihr Herkunftsland Türkei, denn nach muslimischem Verständnis muss ein Verstorbener noch am selben Tag beerdigt werden. Nicht alle Familienmitglieder schaffen es rechtzeitig zur Beerdigung. Ihr Weg nach Istanbul scheint eine Annäherung an die Familie, die eigenen Wurzeln und eine Auseinandersetzung mit tief verborgenen Wunden, die man sich gegenseitig zugefügt hat bzw. die einem das Leben beschert hat.
Diese Familienschicksale vermitteln den Lesern eindrückliche Einblicke in das Leben von Menschen, die in verschiedenen Kulturen zu Hause sind, und sich dennoch nicht wirklich angenommen und verstanden fühlen, die auf dem Weg zu ihrem eigenen Leben immer wieder an Grenzen stoßen, gegen die sie anrennen, die sich aber nicht so einfach überwinden lassen.
Bewegend, tröstlich, traurig und schonungslos.