Rezension

Kunst oder eine Unverschämtheit?

Die Sache mit Norma - Sofi Oksanen

Die Sache mit Norma
von Sofi Oksanen

Bewertet mit 4 Sternen

Sofi Oksanen ist eine tolle Autorin. „Fegefeuer“ hat mich sehr begeistert. Mit Norma ist das so eine Sache, Norma ist anders und wahrhaft eigen. 
Der erfreulich kurz gehaltene Klappentext bereitet einen nicht im Entferntesten darauf vor, mit was man es zu tun bekommt. Deshalb werde ich auch versuchen, darum herum zu reden, was wahrlich nicht einfach ist.

Eigentlich liest man hier einen Thriller. Normas Mutter ist vor eine U-Bahn gesprungen. Dass sie Selbstmord begangen haben könnte, kann sich Norma nicht vorstellen und beginnt, Recherchen anzustellen. 
Das ist das Thema…eigentlich, auch wenn das ziemlich schnell in den Hintergrund tritt. Zunächst mal muss man Personal sortieren und eigentlich sind es gar nicht so viele Protagonisten, trotzdem ist die Sache verzwickt. Irgendwas scheint immer nicht zu passen. Oder spricht Norma gerade mit ihrer toten Urgroßmutter? Eva war doch die Urgroßmutter? Selten war ich so dankbar über ein Personenverzeichnis. 

Dieses Buch steckt voller Ungereimtheiten, die den Leser an seine Grenzen führen. Bin ich zu dumm oder ist dieses Buch total verdreht? Das fragt man sich ständig. Und hat man gerade etwas verstanden, kommt ein neues Thema hinzu, das die Geschichte auf eine ganz andere Ebene versetzt. Es ist interessant, schräg, spannend und natürlich wunderbar erzählt, kann einen aber zum Verzweifeln bringen. Am Ende würde ich behaupten, ich habe ganz sicher das halbe Buch nicht verstanden, wobei ich unsicher bin, wie viel man davon wohl verstehen kann. 

Man muss an Wunder glauben können, einen Sinn für das Absurde haben, flexibel sein und ein Faible für originelle Sprache haben, dann liebt man dieses Buch. Das trifft auf mich bedingt zu, ich hätte mir aber schon ein wenig mehr Erkenntnisgewinn gewünscht. 
Dieses Buch ist wohl mit Abstand das Verrückteste, was ich je gelesen habe. Es spielt mit dem Leser und lässt ihn ständig schwanken zwischen Bewunderung und Verzweiflung. Ein Lesespaß ist es nicht, aber durch und durch ein Erlebnis. Letztendlich frage ich mich, ist das Kunst oder eine Unverschämtheit?  

Kommentare

Emswashed kommentierte am 17. Februar 2019 um 17:42

Ich habe mir jetzt die Buchbeschreibung hier bei WLD angeschaut (falls das nicht der Klappentext ist) und bin recht neugierig geworden. Wenn Du allerdings von Ungereimtheiten und sogar einer Unverschämtheit sprichst, macht mir das ein wenig Angst!

wandagreen kommentierte am 17. Februar 2019 um 18:09

Wer Grass liest und dabei einen Gewinn verspürt - muss vor gar nichts Angst haben!

Emswashed kommentierte am 18. Februar 2019 um 07:53

Der manisch-depressive Teenager lehrt mich gerade das Fürchten.

wandagreen kommentierte am 18. Februar 2019 um 08:20

Lies mal meine Rezension dazu, vllt hilft das. Man muss viel interpretieren.

https://wasliestdu.de/rezension/fabulierlust-fuer-literarische-terriere

 

Emswashed kommentierte am 18. Februar 2019 um 16:02

Die hab ich ja schon gelesen... mir schlottern jetzt noch die Knie! ;-p

Sursulapitschi kommentierte am 17. Februar 2019 um 18:20

Nur Mut. Trau dich. Ich hätte wirklich gerne eine zweite Meinung zu diesem Werk. :-)

Emswashed kommentierte am 18. Februar 2019 um 07:54

Dein Wunsch, mein Befehl.... habe das Buch angefordert!

Sursulapitschi kommentierte am 18. Februar 2019 um 08:43

Das ist echt stark. (Danke für die Tickets.) (Das nächste Buch, zu dem ich dich verleite, das leihe ich dir ganz umsonst. :-))

Emswashed kommentierte am 18. Februar 2019 um 16:00

Das bist Du? Witzig! Ach, im Moment hab ich noch Tickets... schön, wenn Du sie gebrauchen kannst. :-)

Emswashed kommentierte am 17. März 2019 um 13:50

Ich suchte das Buch gerade durch und wenn nicht die Haushaltspflichten rufen würden, wäre ich schon längst fertig!