Rezension

Kurz, knackig, präzise, rasant

Der Fund - Bernhard Aichner

Der Fund
von Bernhard Aichner

Bewertet mit 5 Sternen

Eine unbescholtene Supermarktverkäuferin , ein Fund , der ihr Leben komplett verändert.
Eine tote Frau und ein Polizist, der die Wahrheit aufdecken will und nicht ruht.
Bis zum letzten Moment.

Wo Aichner draufsteht, ist ein ziemlich genialer Thriller versteckt.
Seit der Trilogie um Brunhilde Blum, bin ich ein großer Liebhaber seiner Bücher. Was vor allem an seinem unverwechselbaren Schreibstil liegt.
Kurz,knackig, präzise.
Einnehmend, bildhaft, fesselnd.
Den Plot, den er rund um Rita Dalek aufgebaut hat, ist simpel wie auch genial zugleich.
Wir haben zwei Möglichkeiten im Leben.
Wir können auf der Stelle treten und mit dem Strom schwimmen. Oder wir brechen aus, wagen etwas und stellen uns der größten Herausforderung unseres Lebens.
Rita entscheidet sich für letzteres. Als sie ein für sich, lebensverändernden Fund macht.
Ein Fund, der sie von einer pflichtbewussten, unscheinbaren Frau, in einen Mensch verwandelt, den niemand wiedererkennen würde. Am wenigsten sie selbst.
Doch Rita ist tot.
Was also ist passiert?

Bernhard Aichner entwirft hier eine Person, die wandlungsreicher und vielschichtiger kaum sein könnte. Dabei lernt man Stück für Stück , die wahre Rita Dalek kennen.
Eine Frau, die vom Leben nie etwas geschenkt bekam. Mit Verlust und Schmerz kämpfen musste.
Ich mochte Rita von erster Sekunde an.
Sie ist eine Frau, die an ihre Grenzen geht und zum ersten Mal entdeckt, was tatsächlich in ihr steckt.
Sie akzeptiert nicht länger ihr Dasein.
Sie verändert es von Grund auf und fängt an zu leben.
Von Anfang an hatte ich keine Zweifel, das der Plot sich bewahrheiten würde.
Der Autor hat hier eine Geschichte entworfen, die genialer und nervenzehrender kaum sein könnte.
Dabei wird das Ganze von unterschwelliger Spannung begleitet.
Er versieht es mit sehr viel Tiefgründigkeit und sehr viel Finesse.

Wir haben es mit zwei Handlungssträngen zutun, die ziemlich genial ausgearbeitet wurden.
Dabei begleitet man zum einen den Polizisten, der den Fall aufklären will.
Er erinnerte mich etwas an Columbo, was mir wirklich gut gefallen hat.
In Form von Gesprächen lernt man nicht nur den Polizisten, sondern auch die Leute in Ritas Umfeld näher kennen.
Was für mich unheimlich interessant zu beobachten war. Wir bewegen uns in Kreisen, die nicht immer schön und glanzvoll sind und so einige Abgründe offenbaren.
Und daneben lernt man auch Rita immer besser kennen. Versteht was sie tut und was ihre wahren Ziele im Leben sind.
Mich hat ihr Schicksal wirklich berührt. Aber noch mehr tat dies Gerda. Denn da hat mich der Autor wirklich überrascht. Er geht sehr einfühlsam zu Werke und zeigt wie wertvoll Freundschaft und Vertrauen sind.
Er zeigt wo Schmerz , Angst und Verzweiflung verborgen sind.
Er zeigt , warum die Freundschaft zwischen Gerda und Rita so ungemein wertvoll ist und was sie im Endeffekt ausmacht.

Diese Geschichte hat mich vollkommen fasziniert. Ich war erstaunt, wie simpel und genial zugleich alles aufgebaut wurde. Ich weiß nicht wie der Autor das macht. Aber ich habe ihm jedes einzelne Wort abgenommen.
Denn hier geht es nicht nur um Mord und Verbrechen.
Es geht auch um Moral, Verständnis und Vertrauen.
Machtmissbrauch, Gier und Rivalität.
Und was wäre das Ganze ohne die Liebe.
In diesem Punkt kommen sehr viele Emotionen ins Spiel. Ich hab geschmunzelt, es ausgekostet und einfach inhaliert.

Es wurde hier nicht nur ein sehr brillianter Thriller geschrieben, der durchweg in Atem hält.
Er gibt auch etwas zum nachdenken mit und das finde ich besonders wichtig.
Ein Thriller der ohne viel Blut, aber dafür mit extrem hoher Spannung und mit Charakteren auskommt, mit denen man sich identifizieren kann.
Denn diese Story könnte überall passieren. Was sie für mich auch so authentisch macht. Die Charaktere sind absolut lebendig und greifbar. Man hasst und liebt sie gleichermaßen.
Keiner ist wie der andere.
Sie entwickeln und entfalten sich stetig weiter und so tut es auch diese Geschichte.
Beendet wird das Ganze mit einem ziemlich überraschenden und raffinierten Schlussgong, der es nicht nur perfekt abrundet, sondern mich auch komplett sprachlos gemacht hat.

Ein absolutes Highlight.

Fazit:
Mit der Trilogie rund um Brunhilde Blum, hat Bernhard Aichner richtig eingeschlagen.
Mit “Der Fund” bringt er erneut eine ziemlich gewagte, wie auch simple Thematik ins Spiel, die enorm interessant und vielschichtig aufgebaut wurde.
Aufs neue bin ich absolut begeistert über seine Art zu schreiben.
Kurz, knackig, präzise, rasant.
Ein typischer Aichner eben.
Ein Thriller, der nicht nur extrem spannend und wendungsreich ist. Sondern auch etwas zum nachdenken mit auf den Weg gibt.
Ein absolutes Highlight. Ich bin komplett begeistert.