Rezension

Kurz vor Schluss lässt das Buch leider stark nach

Der Store - Rob Hart

Der Store
von Rob Hart

Bewertet mit 3.5 Sternen

Gibson (Gib) ist er Erfinder / Chef von Cloud. Er hat erfahren, dass er bald sterben wird und möchte nun das Beste aus seiner verbliebenen Zeit machen. 

 

Paxton war Unternehmer, bis ihm Cloud, der größte Onlineshop der Welt, sein Unternehmen zerstört hat. Jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich um einen Job bei eben dieser Firma zu bewerben. Er schafft es tatsächlich und bekommt ihn, allerdings ist bei Cloud nicht alles so, wie es nach außen hin gern propagiert wird.

 

Zinnia ist undercover. Sie bekommt einen Haufen Geld dafür Cloud zu infiltrieren. Auch sie entdeckt Missstände. 

  

Man erlebt den Einstellungstest sowohl aus Paxtons als auch anschließend aus Zinnias Sicht und merkt deutliche Unterschiede. Während Paxton nichts hinterfragt und sich vollkommen auf die Aufgaben konzentriert, versteht Zinnia den dahinterliegenden Sinn. Durch die beiden erlebt man auch alles andere, die Struktur und Arbeitsbedingungen und die totale Überwachung der Mitarbeiter, die in den Broschüren sogar – wenn auch verschleiert – angekündigt wird.

 

Wenn man sich die Mühe macht, das gelesene aus den Broschüren und Merkblättern genau durchzulesen, bemerkt man schon recht bald gewisse disharmonische Töne. Die totale Überwachung der Mitarbeiter, die eigene Währung, etc. 

 

Gibson sorgt für die notwendige Orientierung. Wie ist Cloud entstanden, wie sieht die Welt jetzt aus, usw.

 

Es wird immer deutlicher, dass irgendetwas bei Cloud nicht stimmt. „Freiwillige Überstunden“ die nicht freiwillig sind, Quoten, die man nur erfüllen kann, wenn man seine Gesundheit und sein Leben riskiert, Triebtäter, die gedeckt werden und noch vieles mehr. Wenn man „Ärger macht“ indem man etwas meldet oder sich wehrt oder sich auch nur weigert nicht die Arbeitsschutzregeln, die eh ein Witz sind, zu brechen, ist man raus. Und Cloud hat es so eingerichtet, dass man nach einer Kündigung nie wieder irgendwo einen Job bekommt. 

 

Ich fand das Buch die ersten ca. 75% sehr gut, es hat mir echt gefallen, vor allem die vielen leisen disharmonischen Töne, die immer lauter wurden. Dann hat es leider die Richtung gewechselt und das in einer Weise, die mir nicht gefiel. Ich fand das ziemlich doof und das Ende auch. 

 

Ja, es hat seinen eigenen Stil, es geht am Anfang recht schleppend voran, aber nur, wenn man nicht zwischen den Zeilen liest. Man begleitet den Arbeitsalltag von Paxton und Zinnia, der eintönig scheint und vor allem bei ihr oft aus Aufzählungen besteht, welche Artikel sie holen muss. Aber achtet man auf das große Ganze und lässt sich davon nicht langweilen, verraten gerade diese Kapitel sehr viel über Cloud und die Art, wie die Mitarbeiter wirklich behandelt werden. Die Psychologie hinter dieser Philosophie.

 

Fazit: Die ersten ca. 75% des Buches gefielen mir wirklich gut. Es war faszinierend, interessant, spannend irgendwie und sehr subtil. Diese Subtilität spricht mich wirklich an. Man fragt sich oft „liegt das an mir, oder kann man das auch anders verstehen?“. Diese Momente nehmen mit fortschreitender Handlung zu und irgendwann ist der Punkt erreicht, ab dem die Misstöne deutlicher zu hören sind und nicht mehr zu überhören sind. Das ganze Gerüst von Cloud bricht in sich zusammen. Das, was man glauben soll stimmt nicht mehr mit der Wirklichkeit überein, im Gegenteil. Und gerade in diesem Moment der Erkenntnis, entwickelt sich das Buch für mich leider in die falsche Richtung. Es wird in meinen Augen unrealistischer. 

Ich hatte anfangs das Gefühl, dieses Buch könnte sich gut und gerne in die lange Reihe der großen dystopischen Romane der 1980er einreihen, aber leider lässt es zum Schluss hin nach und der Autor wählt in meinen Augen den leichten Weg, was ich persönlich schade finde.

 

Das Buch bekommt von mir 3,5 Sterne.