Rezension

Kurzgeschichten als Roman getarnt

Das Verschwinden der Erde
von Julia Phillips

Bewertet mit 1.5 Sternen

Auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka verschwinden zwei Mädchen. Eine groß angelegte Suchaktion findet im gesamten Land statt, bringt jedoch nicht den gewünschten Erfolg. Vor einiger Zeit ist in einem der Dörfer eine indigene Jugendliche verschwunden. Damals hat niemand eine Suche gestartet…

Als das Buch als „literarischer Thriller“ angekündigt wurde, war ich sehr neugierig. Denn im Normalfall sind genau das die Bücher, die es bei mir zum Highlight des Jahres schaffen. Doch ist das bei diesem Buch leider nicht der Fall.

Ein Grund dafür ist, dass ich die Sprache nicht außergewöhnlich finde. Ich habe sie als gewöhnlich, sprich 08/15, wahrgenommen. Wenn mir wenigstens der Inhalt gefallen hätte, wäre das natürlich okay gewesen.

Doch der zweite und viel wichtigere Grund, warum mich „Das Verschwinden der Erde“ von Julia Phillips enttäuscht hat, ist, dass wir es nach meiner Ansicht nicht mit einem Roman zu tun haben. Jedes Kapitel stellt eine Kurzgeschichte dar. Diese sind lose verbunden durch das Verschwinden der beiden kleinen Mädchen oder durch das Verschwinden einer jungen Frau vor drei Jahren.

Kurzgeschichten liegen mir gar nicht, weshalb ich stets einen großen Bogen um diese Erzählform mache. Mir sind diese Geschichten zu kurz und sie rauschen einfach an mir vorbei. Nun einen Roman zu lesen, der im Grunde aus vielen Kurzgeschichten besteht, kommt mir ein wenig wie Etikettenschwindel vor. Ich habe mich durchgequält, mehr aber auch nicht.

Besonders geärgert habe ich mich darüber, dass wir das Leben einer Frau betreten, sie ein Stück begleiten und nicht erfahren, wie ihre Geschichte endet. Denn vorher ist das Kapitel beendet und im nächsten Kapitel wenden wir uns der nächsten Frau zu. Die Leben, denen wir begegnen, sind geprägt von Langeweile, Überdruss, Traumatisierung, Depression, Lebensfrust, Unterdrückung. Nicht eine einzige Geschichte handelt von einer glücklichen, oder auch nur zufriedenen Frau. Im Grunde sind die Leben dieser Frauen deprimierend, todlangweilig und werden auch nicht spannend erzählt. Infolgedessen habe ich mich von Kapitel zu Kapitel, von Seite zu Seite durch das Buch gequält.

Wenn man sich als Leser/in für die Rahmengeschichte, also die verschwundenen Mädchen interessiert, reicht es, das erste und die letzten beiden Kapitel zu lesen. Als Buch wären dies natürlich viel zu wenig Seiten gewesen. Daher wird die Geschichte mit Füllmaterial ergänzt, das sich zu lesen nicht lohnen.

Durch dieses Buch habe ich bereits im Februar den Flop des Jahres für mich gefunden.