Rezension

Kurzgeschichten und Essays einer Yale-Studentin, die nach ihrem Tod veröffentlicht wurden

The Opposite of Loneliness - Marina Keegan

The Opposite of Loneliness
von Marina Keegan

Dieses Buch lässt mich zwiegespalten zurück. Für mich ist das, was ich zwischen den Zeilen herauslese, das eigentlich Interessante: das Leben einer privilegierten, von sich selbst überzeugten Elite-Uni-Studentin.

Inhalt

Marina Reagan wurde nur 22 Jahre alt. Sie wollte Schriftstellerin werden und hatte nach ihrem Abschluss an der Uni Yale auch schon ein Volontariat beim New Yorker in Aussicht sowie ein Stück geschrieben, welches bei einem Festival aufgeführt werden sollte. Dieses Buch wurde posthum herausgegeben und enthält einige Kurzgeschichten sowie Essays, die sie meist für Uni-Kurse verfasst hat. Der Fall Marina Reagan hat vor allen Dingen deshalb für großes Aufsehen in den USA gesorgt, weil sie in der Abschlussausgabe der "Yale Daily News" ein Essay mit dem Titel "The Opposite of Loneliness", in welchem sie ihre Mitstudenten dazu aufruft, das Leben beim Schopf zu ergreifen und das Beste daraus zu machen, veröffentlicht hat und nur fünf Tage nach ihrer Abschlussfeier auf dem Weg zur Geburtstagsfeier ihres Vaters tödlich verunglückte. Dieses Essay befindet sich selbstverständlich ebenfalls im Buch und ist gleich ganz am Anfang zu finden.

Meine ausführlichere Meinung

Es fällt mir schwer, hier eine Bewertung zu geben. Denn natürlich habe ich die tragischen Umstände im Hinterkopf sowie die Tatsache, dass Marina ja bei ihrem Tod nur 22 Jahre alt war und einige der hier aufgeführten Geschichten ja schon früher von ihr und für die Uni verfasst worden sind. Ich bilde mir ein, schon das ein oder andere Mal erkannt zu haben, welche Essays von der reiferen Marina verfasst worden sind, da doch eine gewisse Entwicklung erkennbar ist. 

Aber dennoch, eine Bewertung muss sein. Und da gibt es von mir einfach nicht mehr als drei Sterne. Ein gewisses Talent ist vorhanden, gewiss, aber gefangen genommen hat mich keine einzige der Geschichten. Nur das Essay, welches dem Buch auch seinen Titel verdankt, bildet die Ausnahme, was allerdings meinem Wissen um Marinas Tod nur wenige Tage später geschuldet ist. Ansonsten liest es sich einfach wie eine von vielen pathetischen Schulabschlussreden, die einen die wohlbekannte Formel "Carpe Diem" mit auf den Weg gibt.

Interessanter war für mich viel mehr das, was ich zwischen den Zeilen herausgelesen habe. Ohne Zweifel war Marina eine sehr ehrgeizige und schwer von sich überzeugte Studentin. (Was für mich teilweise dicht an der Grenze zur Arroganz grenzte, aber das ist ja immer Interpretationssache.) Ich bin auch felsenfest davon überzeugt, dass sie hart gearbeitet und studiert hat. Nichtsdestotrotz ist sie auch sehr privilegiert gewesen, wie man öfters bemerken kann. Sie bzw. ihre Eltern hatten Beziehungen, die sie zu ihrem Gunsten genutzt haben und welchen Marina die großartigen Karrierechancen, die ihr direkt nach dem Abschluss offen standen, größtenteils zu verdanken zu haben scheint. Und das hinterlässt für mich eben auch einen schalen Nachgeschmack. Denn talentierte Schreiber gibt es viele und ich wage es einfach mal zu behaupten, dass viele einfach mehr Potenzial hatten als Marina und die ein oder andere Chance mehr verdient hätten. 

Zu den einzelnen Non-Fiction und Fiction-Geschichten möchte ich gar nicht viel sagen. Es ist selbstverständlich kein roter Faden vorhanden, weil ja einfach nach Marinas Tod ein paar Dinge gesammelt und in dieses Buch gestopft worden sind. Insgesamt gefielen mir jedoch die Non-Fiction-Artikel viel besser, die anderen waren für mich einfach nicht rund und manchmal zu gewollt, zu angestrengt, zu leb- und farblos. 

Fazit

Der Hype um diese Geschichtensammlung ist meiner Meinung nach hauptsächlich dem tragischen Tod geschuldet. Überzeugen und berühren konnten mich die diversen Kurzgeschichten und Essays leider nicht.