Rezension

Kurzweilig, seicht & amüsant

Arschkarte
von Heiko Thieß

Bewertet mit 3 Sternen

Arschkarte” von Heiko Thieß ist ein in sich abgeschlossener Roman und wird von dem Protagonisten Timo Feuer in der Ichperspektive erzählt. Diese humorvolle Geschichte ist in 4 Abschnitte unterteilt, die den Leser anhand von gezeichneten Klingelschildern über Timos aktuellen Beziehungsstatus informiert. Jeder Abschnitt ist zudem in zahlreiche Kapitel gegliedert, die mit thematisch passenden Überschriften versehen sind. Diese Überschriften werden einigen Lesern vermutlich bekannt vorkommen, denn es handelt sich hierbei um abgewandelte Werbeslogans. Und da wären wir auch schon bei dem richtigen Thema.

Denn Heiko Thieß ist genauso wie sein Protagonist Werbetexter und lebt ebenfalls in Hamburg. Und ich finde, das merkt man. Denn zum einen kommt das typische Naturell der Hamburger hier zum Vorschein und zum anderen wirkt der alltägliche Wahnsinn der Werbeagentur ziemlich realistisch. Und so lässt der Autor es sich auch nicht nehmen, die Werbebranche ein wenig auf die Schippe zu nehmen. Gut, stellenweise ist es sicherlich klischeehaft, aber auch recht amüsant. Denn als gelernter Werbetexter spielt Heiko Thieß mit den Worten und beschreibt Meetings, Dienstreisen und was sonst noch in so einem Job anfällt mit Wortwitz und Sarkasmus. Und zusätzlich bringt er auch mal auf den Punkt, was bestimmt auch andere über so manchen Werbespot oder Radiosender denken.

Doch nicht nur Timos Berufsleben wird beleuchtet – auch sein Liebesleben spielt eine entscheidende Rolle. Seitdem seine Exfreundin Lena ihn verlassen hat, trauert er ihr hinterher und bemitleidet sich selbst. Er ist sich nicht sicher, ob er sie zurückgewinnen will oder ob er sich nur an ihr rächen soll. Denn schließlich gibt es auch noch andere begehrenswerte Frauen wie zum Beispiel die Soapdarstellerin Florentine Lecque oder seine Arbeitskollegin, die Berater-Barbie Viviane. Aufgrund des aufmunternden Rats seines Freundes Nils begibt er sich als einsamer Wolf auf die Jagd und nimmt sich vor, sein Singleleben wild und ungezügelt auszuleben. Und wie du dir wahrscheinlich denken kannst, gelingt ihm das nur mehr oder minder. Denn Timo lässt kein Fettnäpfchen aus, da das Flirten nicht gerade seine Stärke ist.

Einige Situationen waren recht vorhersehbar und auch etwas überzogen. Trotzdem konnte ich mir das eine oder andere Schmunzeln und Lachen nicht verkneifen. Denn durch seine Ungeschicklichkeit entsteht Situationskomik, die doch ziemlich unterhaltsam ist. Somit ist auch schon mal klargestellt, dass es sich hierbei nicht nur um einen Roman für Männer handelt. Denn auch Frauen können über sarkastischen und zynischen Humor lachen. Dennoch fehlte es mir an Tiefsinnigkeit. Die Geschichte kommt etwas plump und seicht daher und rutscht gelegentlich unter die Gürtellinie. Was aber auch nicht weiter schlimm ist, denn ab und zu braucht man auch mal eine Abwechslung zur restlichen Literatur.

Fazit: Kurzweilig, seicht & amüsant. Diese Lektüre ist nicht gerade anspruchsvoll und man sollte sie auch nicht allzu ernst nehmen. Für Fans von Tommy Jaud und Matthias Sachau oder für Leser/innen, die mal eine nette Geschichte zum Schmunzeln oder Fremdschämen suchen, ist dieser Roman geeignet.