Rezension

Kurzweilig und recht amüsant, aber ...

Traumprinz
von David Safier

Bewertet mit 3 Sternen

Traumprinz” von David Safier ist eine in sich abgeschlossene Liebeskomödie und umfasst in der Printversion 320 Seiten. Dieser Roman ist am 27.10.2016 im Kindler-Verlag erschienen und als Hardcover, Ebook sowie als Hörbuch erhältlich.

Die Geschichte ist in 50 nummerierte Kapitel unterteilt und wird aus der Position der Hauptfigur Nellie Oswald in der Ich-Form wiedergegeben. Somit bekommt man Einblick in ihre Gedanken und sieht die Handlung durch ihre Augen. Der Roman ist zudem mit kreativen und witzigen Illustrationen von Oliver Kurth ausgestaltet, die den Inhalt gelungen unterstreichen und dem Leser eine Vorstellung geben, wie die Wesen mit den possierlichen Namen “Der Schmoog”, “Jompnickel” oder “Wollhornschaf” aussehen. Einziger Nachteil dabei ist, dass manche Bilder ein wenig spoilern.

Kernthema des Romans ist das verkorkste Liebesleben der wenig erfolgreichen Comiczeichnerin Nellie Oswald. Nach einer weiteren bitteren Enttäuschung entfacht bei ihr (wieder) die Sehnsucht nach dem Traumprinzen. Deswegen malt sie sich diesen einfach selbst und gibt ihm den märchenhaften Namen Retro von Amanpour. Diese Zeichnung bleibt allerdings nicht ohne Konsequenzen. Denn die Abbildung befindet sich in einer magischen Lederkladde, die sie dem New Yorker Künstler Damien Moore nach einer Vernissage entwendet hat. Und alles, was man in diese Kladde zeichnet, wird lebendig. Um dem Geheimnis des chinesischen Büchleins auf die Spur zu kommen, bestreiten Nellie und Retro Abenteuer über Abenteuer. Das größte Unterfangen für die beiden ist sicherlich die Liebe.

Als Schauplatz hat David Safier die Stadt Berlin gewählt. Ich finde, einen passenderen Ort hätte er für diese abenteuerliche Geschichte nicht finden können. Denn wo sonst könnte man auf einen Mann im Bärenfellumhang und Kettenhemd treffen, der auf gute, keltische Art nach deinem Alter fragt: “Wie viele Lenze zählst du denn?” Die Figuren sind dem Autor ausgesprochen gut gelungen. Jede hat ihr eigenes Charakteristikum und muss zusätzlich ihre eigenen Herausforderungen bewältigen.

Der Autor verbindet in seinem Roman die Realität mit der Fantasie. Diese Idee ist sicherlich nicht neu und so manches eingebaute Detail kennt man auch schon aus anderen Filmen oder Büchern, aber bekanntlich lässt sich das Rad ja nicht neu erfinden. Man sollte schon unvoreingenommen an diese Lektüre herangehen und nicht alles all zu ernst nehmen, was einem in diesem skurrilen, abgefahrenen Szenario erwartet. Denn die meisten Dinge würden sich im realen Leben definitiv nicht so abspielen. Nach meinem Empfinden ist die Atmosphäre der Geschichte schrill, turbulent und surreal. Natürlich auch humorvoll, sarkastisch und stellenweise sogar satirisch. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass David Safier die Filme und Romane, die er adaptiert, ein wenig verulkt.

Trotz der beeindruckenden Kreativität und Fantasie habe ich ehrlich gesagt den roten Faden vermisst. Wahrscheinlich gab es einen und ich habe ihn einfach nicht gefunden. Es kam mir so vor, als ob der Autor einfach drauf losgeschrieben und alles, was ihm gerade einfiel, in die Geschichte eingebaut hat. Die Geschichte fing gut an, aber ließ zum Ende hin nach. Mir war es zu überladen, zu schnell, zu konfus und zu abstrus. Natürlich gehört die Abstrusität zum typischen Safier-Humor, aber hier war es dann doch etwas zu viel.

Fazit: Man muss den Safier -Humor schon mögen, um mit dem Roman warm zu werden. Es war kurzweilig und auch recht amüsant, aber für meinen Geschmack zu überladen, abstrus und konfus. Insgesamt eine “nette”, unterhaltsame Geschichte ohne Tiefgang, bei der man einfach mal abschalten kann.