Rezension

Kurzweilig, unterhaltsam und informativ ​

Mythos - Stephen Fry

Mythos
von Stephen Fry

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzweilige und ausführliche Einführung in die griechische Mythologie von den Anfängen ​

In „Mythos“ widmet sich Stephen Fry der griechischen Mythologie von der Entstehung des Universums bis hin zu den bekannten Geschichten über alle möglichen Konfrontationen zwischen Göttern und Menschen. Durch die ausführliche chronologische Erzählung eignet sich das Buch besonders gut als Einstieg für Neulinge der griechischen Mythologie, die einen allgemeinen Überblick wünschen.

Obwohl er zwischendurch durchaus ein paar Späße mit seinen Leser*innen treibt (z.B. Percy Jackson statt Perseus als Sohn des Poseidon nennt), ist Fry in seiner Erzählung sehr ausführlich und sorgfältig. Wenn es von einer Geschichte mehrere Versionen gibt, erwähnt er dies stets, gibt beide wieder und erläutert, welche er stimmiger findet und warum.
Er gibt sich sichtlich Mühe, trotz der großen Menge an verschiedenen Namen immer wieder eine kurze Erinnerung an die Herkunft und Familienverhältnisse der entsprechenden Figur einfließen zu lassen, damit man ihre Hintergründe der einzelnen Geschichten besser versteht.

Auch, wenn man sich bereits etwas besser mit der Thematik auskennt, ist die Lektüre durchaus unterhaltsam und erhellend.
Fry amüsiert besonders durch die Dialoge, die er den Figuren in dem Mund legt, und die humorvollen Kommentare, die er zwischendurch einfließen lässt. Allgemein ist das Buch trotz der recht komplexen Thematik und der nicht unerheblichen Brutalität der Geschichten sehr amüsant und kurzweilig geschrieben, sodass es sich schnell lesen lässt.

Interessant waren für mich auch die Parallelen zwischen der griechischen Mythologie und anderen Religionen, die Fry herausstellt, und die vielen Geschichten, die zeigen, wie die alten Griechen sich bestimmte Naturphänomeme erklärt haben (z.B. bestimmte Sternbilder, Klimazonen, die Existenz von Bienen und Spinnen oder Echos). Auch zu berühmter Literatur wie z.B. bekannten Märchen oder „Romeo und Julia“ haben so einige der Sagen Parallelen, auf die Fry hinweist, ebenso wie auf Gedichte und andere Werke späterer Autoren, die sich von der Mythologie haben inspirieren lassen.

Besonderen Wert legt Fry auf die Darstellung des Einflusses, den die griechische Sprache auch auf die heutige englische (und deutsche) Sprache hat. Durch die Namen der Titanen, Götter und anderer Wesen erklärt er beispielsweise die Herkunft der Wörter Geografie, Fantasie, Morphium, Musik, Polizei, Kardiologie, Hygiene und viele mehr.

Vermisst habe ich bei der Lektüre vor allem ein Stichwortverzeichnis im Anhang, indem man alle Namen und die Seite, auf der die Personen jeweils auftauchen, noch einmal hätte auflisten können. So taugt das Buch als Nachschlagewerk leider nichts, da es auch kein aussagekräftiges Inhaltsverzeichnis oder sonst irgendeinen Orientierungspunkt bietet.

Ein wenig verwirrt war ich auch, dass die von Fry zitierten Gedichte nicht übersetzt wurden. Mich persönlich stört das nicht großartig, doch für deutschsprachige Leser*innen, die kein Englisch sprechen, ist es sicher schade.
Die Bilder von künstlerischen Darstellungen der Sagen in der Mitte des Buches fand ich eher überflüssig bzw. hätte mir gewünscht, sie wären neben der entsprechenden Geschichte selbst abgedruckt worden. Auch Informationen zu den Urheber*innen bzw. dem Fundort der Kunststücke hätte ich mir gewünscht.

Fazit

„Mythos“ bildet eine ausführliche, kurzweilige und informative chronologische Einführung in die Welt der griechischen Mythologie.

Kommentare

Holger Fischer kommentierte am 19. März 2024 um 14:52

"Durch die Namen der Titanen, Götter und anderer Wesen erklärt er beispielsweise die Herkunft der Wörter Geografie, Fantasie, Morphium, Musik, Polizei, Kardiologie, Hygiene und viele mehr."

Ein paar Beispiele:

Morphium leitet sich von Morpheus, dem Boss der Traumgötter ab. Es gibt ein Opiat mit dem Namen Morphin, abgeleitet von Morpheus ->

https://www.mythologie-antike.com/t76-morpheus-boss-der-traumgotter-die-...

Fantasie kommt von Phantasos, einem Bruder des Morpheus ->

https://www.mythologie-antike.com/t305-phantasos-mythologie-traumgott-mi...

Musik kommt von Muse: Heute kennt man das Wort Musik. Musik wird von Muse abgeleitet (von altgriechisch μουσικὴ τέχνη mousikḕ téchnē, der „Kunst der Musen“). ->

https://www.mythologie-antike.com/t118-musen-die-neun-olympischen-musen-...

Hygiene leitet sich von der Göttin Hygieia ab ->

https://www.mythologie-antike.com/t300-hygieia-mythologie-ist-eine-gotti...