Rezension

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Kurzweilige Fantasy mit tollem Worldbuilding, die jedoch recht vorhersehbar ist

Damsel – Der Pfad des Feuers -

Damsel – Der Pfad des Feuers
von Evelyn Skye

Bewertet mit 3.5 Sternen

Erster Eindruck:

Auf Damsel bin ich hauptsächlich durch die groß angelegte Werbekampagne von Netflix aufmerksam geworden.
Doch als echter "Bookie" stand für mich fest - ich lese erst das Buch und schaue dann den Film. Beworben wird der
Film als "Feministischer Game-of-Thrones Nachfolger" - soviel kann ich jedoch schon vorwegnehmen - mit GoT hat Damsel
wirklich überhaupt nichts gemeinsam. Interessant an dieser Stelle ist auch noch, dass das Buch auf dem Drehbuch des Filmes basiert - es sich hier also um keine klasssiche Verfilmung handelt.

Schreibstil:

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. So kommen neben Elodie, auch ihre Schwester Flora, die Stiefmutter Lady Bayford (Lucinda) und auch Königin Isabella zu Wort. Doch hauptsächlich begleiten wir Elodie in der Geschichte.
Die Autorin beschreibt die Buchwelt sehr detailliert und ausladend. Wir bekommen so ein sehr umfassendes Bild von den verschiedenen Schauplätzen. Sowohl die Reise mit dem Schiff nach Aurea, als auch der eindrucksvolle (gefühlt nur aus gold bestehende) Königspalast und später auch die dunkle, tief verwinkelte Drachenhöhle mit ihren vielen verschiedenen Räumen und Tunneln. So schafft es die Autorin ein lebendiges Bild für den Lesenden zu kreieren. Auch die Dialoge sind lebhaft. Was mich persönlich etwas verwirrt hat, war die Tatsache, dass die Sprache des Drachen doch recht schwer verständlich ist, wenn man sich nicht die Mühe macht, jeden Satz umständlich mit dem hinten in Buch befindlichen "Wörterbuch" selbst zu übersetzen. Elodie lernt die Sprache des Drachen im Verlauf des Buches, doch auch sie versteht nur Bruchstücke, sodass man die Gedanken und Worte des Drachen nur sehr spärlich als Lesender erfährt. Das fand ich etwas Schade, denn mitten im Lesefluss ganze Dialoge zu übersetzen, fand ich nicht so toll.

Inhalt:
Inhaltlich habe ich eine innotive und starke Geschichte erwartet, mit einer mutigen und findigen Protagonistin. Aber zumindest im Buch wirkt Elodie leicht zu beeindrucken und sehr naiv. Die erste Hälfte des Buches besteht nur aus Schwärmereien wie hübsch hoffentlich der Prinz ist, dass er ja sooo tolle Briefe schreibt und sie schon vorher total verknallt in Henry ist. Gleichzeitig wird auf der Schiffsreise versucht Elodie als "Wildfang" darzustellen, weil sie die Sprache der Seeleute beherrscht und ein oder zwei Mal flucht. Auch in Aurea angelangt bleibt Elodies Figur leider sehr blass und irgendwie klischeehaft. Sie lässt sich von dem vielen Gold, dem Prunk und ihrem "edlen" Motiv zu Heiraten, um ihr armes Wüstenvolk zu retten, blenden. Ihr fehlt an Eigensinn und Finesse, was sich leider auch dann nicht zu ändern scheint, als sie in die Drachenhöhle geworfen wird. Selbst Prinz Henry, der die Möglichkeit hätte sie als seine Braut tatsächlich zu behalten und nicht zu opfern, schlägt diese Möglichkeit aus, weil sie ihm zu anstrengend ist (Was ich absolut verstehen kann).

In der Höhle selbst ist Elodie sehr verängstigt und kann lange Zeit nicht mal in Erwägung ziehen, dass ihr Vater derjenige war, dem sie den Schlamassel zu verdanken hat. Im Verlauf der Geschichte findet Elodie dann zumindest ein bisschen Kraft und Durchhaltevermögen, denn sie schafft es erfolgreich dem Drachen immer irgendwie zu entschlüpfen. Zu verdanken hat sie dies jedoch auch den Botschaften der zuvor geopferten Prinzessinnen, die ihr in der Höhle einige Tipps und eine Karte zurückgelassen haben. Letztlich rettet Elodie sich zwar selbst, ich würde dennoch nicht so weit gehen diese Geschichte als feministische Fantasy zu betiteln, nur weil kein Prinz zur Rettung eilt.

Fazit:

Durch das tolle Worldbuiling konnte man das Buch trotz seiner vorhersehbaren Handlung gut lesen. Aber die Geschichte an sich kennt man in dieser Form schon aus zahlreichen anderen Büchern. Eine Prinzessin wird verraten und muss sich selbst retten - willkommen im 21. Jahrhundert, wo sowas nicht mehr extra als Feminismus betitelt werden sollte bzw. müsste. Elodie macht zwar eine Entwicklung durch und rettet nicht nur sich, sondern auch ihre Schwester, zahlt aber im Grunde nur den Preis für ihre Naivität zu Beginn der Geschichte. Ich fand das Buch dennoch unterhaltsam, gerade die zweite Hälfte ist handlungsstärker und das Highlight ist und bleibt der Drache.