Kurzweilige Romantik für zwischendurch
Bewertet mit 3.5 Sternen
Die Protagonisten Daniel und Taylor kennen sich seit Kindheitstagen, sind nebeneinander aufgewachsen und zusammen zur Schule gegangen. Taylor war schon immer Daniels große Liebe und als sie ihm eines Tages, nach Jahren ohne Kontakt zueinander, todunglücklich über den Verlust ihres Jobs, ihres Freundes und ihrer Wohnung über den Weg läuft, will Daniel alles tun, um ihr zu helfen. Um ihr die Sicherheit zu geben, dass sie nicht Gefahr läuft, von ihm auch noch verletzt zu werden, verspricht er (dank kurzweiliger gefühlsbedingter Verwirrung), schwul zu sein. Daraufhin zieht Taylor zu ihm, seiner Schwester und einer Freundin in die WG und es beginnen Wochen der Qual (für Daniel), Verwirrung und aufkeimenden Anziehung zwischen den beiden.
Nichts in 'Up All Night' ist überraschend, vieles plakativ und vorhersehbar. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Es hakt einfach viele Punkte ab, mit denen sich (junge und junggebliebene (*hust*)) Frauen gerne beschäftigen: Mode, Outfits und das Bloggen darüber (in New York über Mode schreiben - so ist schließlich auch Carrie Bradshaw zur Vogue gekommen), sich selbst verwirklichen und seinen Weg finden, ein Mann, der dein bester Freund ist, unverschämt gut aussieht und immer den Beschützer spielt, der (gedankenverloren und selbstverständlich) jeden Abend deine Füße massiert (XD - so einen gibt's in echt nicht, aber wer träumt nicht davon?), Freundinnen, mit denen du immer Spaß hast und Leidenschaft, die sich ganz von alleine in dein Leben schleicht.
Weil April Dawson das alles mit einem lockeren bis blumigen Ton beschreibt und dabei auf ordinäre Sprache - auch wenn es körperlich wird - größtenteils verzichtet, liest sich das Buch angenehm und schnell weg. Es ist wie eine Folge deiner Lieblingsserie: du kennst es und weißt, was passiert, aber der Weg dahin ist trotzdem so schön, dass du es gerne noch mal miterlebst. Auch der Konflikt am Ende - man kann sich denken, dass Taylor irgendwann hinter Daniels 'Taktik' kommt (empfindet das irgendjemand als Spoiler? ;p) - ist weit entfernt von unerwartet. Aber was soll's - am meisten Spaß macht es doch, zu beobachten, wie etwas für alle offensichtlich ist, nur für die eine Person, die es betrifft nicht. Mit Taylor liefert und die Autorin hier eine herrlich begriffsstutzige Heldin, bei der wir uns gleichsam amüsieren wie mitfiebern dürfen. Ernst nehmen muss man das nicht, aber das erwartet man vom Leser auch nicht, denke ich.
Unbeschwertes WG-Leben genießen, die besten Freunde und ein heißer Mann an deiner Seite - vom Designer-Bücherregal bis zum Rockstar-Ex und dem (zufälligerweise ausreichend großen) finanziellen Polster, das Nichtstun erlaubt - hier kommt schon viel zusammen, das sich in der Fülle schlicht nach Märchen anhört. Aber sich - zumindest für ein paar Stunden - ins Prinzessinnenleben träumen - wer macht das nicht gern?
Ich mag den Titel und die Idee dahinter - die langen Nächte, die sich Daniel und Taylor zusammen um die Ohren hauen - sehr, aber die Nacht als Hauptaspekt bzw. WIE sich Taylor und Daniel in dieser Zeit einander annähern hätte für mich noch mehr im Roman thematisiert werden dürfen.
Die Playlist am Anfang des Buches gehört ja fast schon zum Lyx-Standard - für mich eine coole Idee, die gerne beibehalten werden darf.
Fazit: Solide und befriedigend, aber nichts, was bleibenden Eindruck hinterlässt.