Rezension

Kurzweilige Unterhaltungsliteratur mit dem Faktor zum Nachdenken

Cyril Avery
von John Boyne

Bewertet mit 4 Sternen

Das Arrangement eines unkonventionellen Lebens

Cyril Avery, Adoptivsohn der bekannten Schriftstellerin Maude Avery bemerkt schon früh sein Interesse am männlichen Geschlecht. Julian Woodbead, ein gleichaltriger Junge wird sein bester Freund und gleichzeitig die erste große Liebe, selbst wenn sie unerwidert bleibt, denn Julian ist ein Lebemann und liebt viele Frauen aber hegt keinerlei homosexuelle Neigungen. Das Leben im Irland der 50er/ 60er Jahre gestaltet sich jedoch ausgesprochen antiquiert, so dass Cyril bewusst der Heimat den Rücken kehrt, um zunächst in Amsterdam und später in Amerika sein Glück zu versuchen.

Gemeinsam mit dem stillen Protagonisten dieser Geschichte beschreitet der Leser dessen Biografie und lernt ein unkonventionelles Lebenskonzept kennen, welches ebenso viele Enttäuschungen wie glückliche Wendungen bietet, und so manch Einblick in einen höchst ungewöhnlichen Lebenslauf gewährt.

 

Meinung

 

Wie gewohnt verpackt der irische Autor John Boyne seine im Grundton traurige, gesellschaftskritische Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität in einer leichten, humorvollen Sprache, die auch dieses gut 700 Seiten starke Buch zu einem lesenswerten Unterhaltungsroman werden lässt. Sehr griffig und stabil agiert Cyril, ein Schwuler, der mit jedwedem Vorurteil bezüglich seiner sexuellen Orientierung kämpfen muss in einer Zeit, in der das Vorhandensein gleichgeschlechtlicher Liebe totgeschwiegen wird. Dadurch, dass sich das Zeitfenster des Romans auf ein ganzes Leben erstreckt und durch mehrere Etappen führt, gelingt es auch, die Szene der Homosexuellen im Wandel der Zeit darzustellen. Was zunächst ein absolutes Tabuthema war, entwickelt sich in der jüngeren Zeit zu einem Modell, welches dem persönlichen Glück wesentlich mehr Raum zugesteht.

„Cyril Avery“ ist außerdem ein Buch, in dem Bitterkeit, Vorwürfe und Selbstmitleid keinen Platz finden, stattdessen spürt man Lebensmut, Entschlossenheit und den unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen.

 

Fazit

 

John Boyne ist für mich ein großer Romancier, der wunderbare, emotionale Geschichten verfasst, die mich immer wieder erreichen können. Hier vergebe ich 4 Lesesterne für kurzweilige Unterhaltungsliteratur mit viel Stoff zum Nachdenken darüber, was Menschen sein wollen und in Anbetracht der Gesellschaftsordnung, in der sie leben, sein können. Ein Plädoyer für Freiheit, Akzeptanz und Liebe ohne Wenn und Aber.