Rezension

Kurzweiliger Einblick in das Leben des B.B.

Geschichten vom Herrn B. - André Müller Sen., Bertolt Brecht, Gerd Semmer

Geschichten vom Herrn B.
von André Müller sen. Bertolt Brecht Gerd Semmer

„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt“, lautet ein Zitat von Bertolt Brecht. An ihn als einen der bedeutendsten Dichter und Dramatiker des 20. Jahrhunderts wird man sich vermutlich immer erinnern. Aber auch ein schriftstellerisches Idol hat durchaus menschliche Seiten  -  das zeigen André Müller sen. und Gerd Semmer in ihren „Geschichten vom Herrn B.“ Die abwechslungsreiche Anekdotensammlung, zum ersten Mal bereits in den 60er Jahren veröffentlicht, ist nun in einer Neuauflage im Eulenspiegel Verlag erschienen. Schon auf dem (provokativ roten) Buchcover erkennt der Leser, um wen es sich bei „Herrn B.“ handelt, ohne dass es eines kompletten Porträts  bedarf: markante, für Brecht typische Merkmale wie Kurzhaarfrisur, Brille und Zigarre deuten sein Bild an.

In Anlehnung an Brechts „Geschichten vom Herrn K.“ (seinem Alter Ego) präsentieren die Autoren kurze Geschichten um Brecht „live“: Sie geben Situationen wieder, in denen er sich bereits zu Schulzeiten als erfindungsreich erweist, später bei seiner Arbeit am Theater und im Gespräch mit Kollegen und Freunden. Die Schilderungen sprechen für sich und geben viel von Brechts Charakter preis, zeigen sowohl positive als auch negative Züge des großen Schriftstellers. Sie bezeugen seinen Sinn für Humor, aber auch sein überzeugtes, selbstbewusstes Auftreten, sein nicht immer umgängliches Wesen. Erläuternde Kommentare für den Betrachter sind überflüssig; die Anekdoten sprechen für sich. Sie betrachten den berühmten Mann nicht ehrfürchtig aufschauend, sondern rücken ihn näher an den Leser, sozusagen auf Augenhöhe.

Ergänzend zu Brechts Biografie geben die „Geschichten vom Herrn B.“ zusätzlich einen lebensnahen und kurzweiligen Einblick in sein Leben.