Rezension

Kurzweiliger Lesespaß mit skurrilen Charakteren, viel Tempo und Witz

Driving Phil Clune - Susanne Fuß

Driving Phil Clune
von Susanne Fuß

Bewertet mit 4 Sternen

Zum Inhalt:

Der Berliner Taxifahrer Herbert führt ein eher langweiliges Leben. Wenn er nicht gerade arbeitet oder sich um seine demenzkranke Mutter kümmert, träumt er davon, eines Tages einen echten Star befördern zu dürfen. Vielleicht ja z. B. den Hollywoodschauspieler Phil Clune?

Währenddessen ergaunert sich sein kleiner Bruder Harry einen längeren Freigang aus der Psychoklinik. Kaum ist er draußen, lässt er seinem außergewöhnlichen Talent, in fremde Rollen zu schlüpfen, hemmungslos freien Lauf.

Durch ein Missverständnis wird Harry mit Phil Clune verwechselt, Herbert wird widerwillig zu seinem Chauffeur. Schnell merken beide, dass sich das Verwechslungsspiel sowohl finanziell als auch anderweitig lohnt. Doch als es Entführer auf den vermeintlichen Phil Clune absehen und zu allem Überfluss der echte Schauspieler plötzlich in Berlin auftaucht, gerät alles aus dem Ruder...

Meine Meinung:

Mit "Driving Phil Clune" legt Susanne Fuß, die u. a. Drehbücher schreibt, ihr erstes Roman-Debüt vor - und drückt hier gleich mächtig auf die Tube!

Zuerst lernt man die ungleichen Brüder Herbert und Harry kennen. Während Herbert ein ruhiger, schüchterner Träumer ist, der nicht viel vom Leben erwartet, leidet Harry unter einer Persönlichkeitsstörung und ist ein echter Lebemann. Dazu kommen noch die quirlige, demenzkranke Mutter Käthe, die Situationen gerne missversteht und immer dann eingreift, wenn sie es nicht sollte sowie die toughe Taxifahrerin Rita, Herberts Schwarm und großer Phil Clune-Fan. Dazu noch ein paar nette Nebenfiguren und natürlich der echte Phil Clune - fertig ist das skurrile Ensemble dieser temporeichen Geschichte.

Das Buch lässt sich schön flüssig lesen, der Schreibstil ist lebendig und ironisch. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, vor allem aus Herberts, Harrys, Ritas und Phil Clunes Sicht. Diese wechselnden Perspektiven gefielen mir gut, außerdem lernt man dadurch alle Figuren nach und nach besser kennen.

Nachdem das Verwechslungsspiel begonnen hat, gewinnt die Geschichte immer mehr an Fahrt, bis sie in einer irrwitzigen Verfolgungsjagd auf der "German Autobahn" endet. Hier wird's dann so richtig wild und albern, spätestens jetzt sollte man loslassen können und sich nicht mehr an die Realität klammern. Ich habe zwar erstmal gedacht: "Hm, jetzt wird's aber schon ganz schön schräg.", aber dann fand ich wirklich Gefallen an diesem irren Trip, v. a. der gekaperte Kaffeefahrtbus voller Senioren war mein persönliches Sahnehäubchen. Hier musste ich dann doch öfter auch lachen, weil es einfach zu absurd wurde. Ich hatte hier ständig das Kopfkino am Laufen, und man merkt, dass Susanne Fuß Drehbücher schreibt, denn diese Verfolgungsjagd könnte ich mir gut auf der Leinwand vorstellen.

Das Ende war für meinen Geschmack leider unbefriedigend, da es mehr oder minder offen blieb. Was passiert denn nun weiter mit Herbert, Harry und Phil Clune? Ich hätte es gerne gewusst. Das chaotische Finale passt schon irgendwie zur Geschichte, aber ich bin einfach kein Fan von offenen Enden.

Alles in Allem ist "Driving Phil Clune" ein kurzweiliger Lesespaß mit skurrilen Charakteren, viel Tempo und Witz.