Rezension

kurzweiliges Lesefutter aber kein großer Wurf

Schneller als der Tod - Josh Bazell

Schneller als der Tod
von Josh Bazell

Bewertet mit 3 Sternen

Beim Lesen habe ich mich gefragt: Wenn das schon der "beste Krimi" ist (Deutschlandfunk), wie sehen dann wohl die schlechten aus?
Zugegeben: Das Buch war wirklich sehr kurzweilig und streckenweise auch ganz interessant.Aber der große Wurf ist es meiner Meinung nach nicht - und zwar aus folgenden Gründen:

- In der Rahmenhandlung (in der Jetzt-Zeit) entwickelt sich erst nach mehr als 100 Seiten soetwas wie eine Krimihandlung. In dieser passiert nicht allzuviel, und sie endet dann auch noch wenig originell, nämlich mit einem an den Haaren herbeigezogenen Zweikampf. Sorry, aber da hätte ich von einem so hochgelobten Werk einfach mehr erwartet.

- Die eigentliche Geschichte wird in geschickt eingewobenen Rückblenden erzählt - und das ist wirklich spannend zu lesen. Aber leider steht das hohe handwerkliche Können im umgekehrt proportionalen Verhältnis zu dem Inhalt, der da erzählt wird. Nur zwei Beispiele: 1, Die (wichtige) Vergangenheit der ermordeten Großeltern des Helden, sowie den Auftraggeber dieses Mordes, erfährt der Held nicht etwa durch eigene Ermittlungen, sondern mehr oder weniger zufällig.
2, Es wimmelt von genretypischen Klischees. Bei vielen weiß man als Leser inzwischen, dass das in Wirklichkeit nicht so ist wie in diesem Buch beschrieben. Z.B.: Genau wie in dem Bond-Film "Feuerball" verwendet der Autor ein Haifischbecken als Szenerie und Mordinstrument in zwei wichtigen Szenen. Dazu nur soviel: Jeder, der schon mal eine Tierdoku im Fernsehen gesehen hat, weiß mehr über Haie als der Autor. Das gilt auch für das eine oder andere, was hier über Medizin, über Kühlkammern, über die Mafia und vieles mehr geschrieben wird.
Nochmal Sorry, aber ich hätte bei einem "modernen Spitzenkrimi" nicht damit gerechnet, über zahlreiche Klischees und falsche Fakten zu stolpern, die schon seit den 50er Jahren im Umlauf sind.

Fazit: Das alles schmälert das Lesevergnügen, so dass ich darin keine Bücher-Sensation sehen kann. Aber besser als diese ganzen Fernsehkrimis ist es natürlich trotzdem