Rezension

Kvinden i buret - Gelungener Bestseller

Erbarmen
von Jussi Adler-Olsen

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn man ein Genre viel liest, ist man nicht sofort von jedem angeblichen Bestseller begeistert. Bücher, die auf den ersten Plätzen rumlungern, erweisen sich nicht immer als Pageturner und man fragt sich: Wie um alles in der Welt ist DAS auf die Bestellerliste gelandet? Die kommerzielle Leserwelt greift nach Beckett und Co, als wäre es das Beste was man lesen könne, doch wenn ich eines gelernt habe: Traue nie niemals Kommerzlesern. Sie sind zwar keine Analphabeten, aber lesen können sie trotzdem nicht. Wie oft haben sich Besteller nur als Bullshit erwiesen?

Und so blieb mir Adler-Olsen eine lange Zeit verborgen. Ich stand oft vor dem Regal, starrte auf die Eins und dachte: Na sichaaa.
Nachdem ich auf "Die Chemie des Todes", "Twilight" und Co herein gefallen war, nur weil ich mich von der "Eins" beeinflussen ließ, wurde ich fortan kritischer mit meiner Lektürenwahl und mit der Bestsellerliste überhaupt.

Zum Glück überwand ich meine Vorurteile und begann "Erbarmen" zu lesen. Ich muss zugegeben der Thrillermarkt ist hart. Es ist nicht so leicht eine spannende Story zu kreieren, originelle Charaktere zu finden, denen man nicht schon 1000 mal begegnet ist und Logik und Spannung angemessen zu vereinen. Alder-Olsen hat sich im Meer der Thriller beweisen können.

Mit Dezernat Q, dem Dezernat für unlösbare Fälle, Carl Morck als Ermittler und dem charmanten, jedoch intelligenten Assad, schafft Adler-Olsen einen Rahmen, der seinen Platz auf den Bestsellerlisten verdient. Carl Morck rollt alte Fälle wieder auf, die die Kriminalpolizei ad acta legen musste. Ein spannender Gedanke, doch ist der Fall auch spannend?

Morck ermittelt über eine angesehene Politikerin, die man nach ihrem Verschwinden für tot erklärte . Es folgt ein Wechsel aus zwei Sichten, die zum großen Teil der Spannung beitragen. Der Autor schafft es seine Charaktere wirken zu lassen und eine Handlung aufzubauen, der man folgen will und schließlich nicht mehr entkommen kann.

Aus meiner Sicht bestand kein großes Rumgerätsel, es bestand die Möglichkeit, das Geschehene vorherzusehen oder eine gewisse Ahnung zu kriegen. Vollkommen in Ordnung meiner Meinung nach. Wenn man sich als Leser so gar nichts dazu denken kann und ausnahmslos im Dunkeln tappt, muss das nicht unbedingt Lesespaß bedeuten.

Mir persönlich gefiel die Idee des Dezernats Q ausgesprochen gut. Auch Assad die helfende Putzfrau schloss ich sofort ins Herz, ebenso wie den schlechtgelaunten, jedoch begabten Ermittler Morck. Die Charaktere machen einen großen Teil der Geschichte aus und Adler-Olsen weiß mit ihnen zu überzeugen.

Einziges Manko: Der Schluss. Für meinen Geschmack zu kitschig und passte so gar nicht zum Rest der Story. Da kam für einen kurzen Moment Hollywood auf.

Mein Fazit: Gebt die Bestsellerlisten nicht auf. Auch wenn man ne Niete ziehen kann, ein Gewinn kann ebenso rausspringen. Adler-Olsen hat mich dazu gebracht hin und wieder auf die "Eins" zu schauen.

"Vom Tod wusste er nicht viel. Nur, dass er so unvorhersehbar war wie ein Blitzschlag. Und unendlich still, wenn er eingereten war. Aber wie gewaltätig Sterben sein konnte und wie sinnlos, darüber wusste er alles."

Kommentare

mimort kommentierte am 23. Dezember 2013 um 11:25

was für eine Rezension. Fast so gut wie das Buch :-)