Rezension

Ladys: Lest das!

Wenn Männer mir die Welt erklären - Rebecca Solnit

Wenn Männer mir die Welt erklären
von Rebecca Solnit

Bewertet mit 4.5 Sternen

Als allererstes: Begeisterung! DAS sind Essays, die ich jeder Frau und jedem Mann in die Hand drücken will! DAS sind Texte, die jeder gelesen haben sollte! DAS ist es, was ich bei Adichie zum Thema Feminismus gesucht – und nicht ganz gefunden – habe. DAS sind Dinge, die mich zornig machen.

Es sind so simple Gedanken wie „Warum müssen sich ausschließlich die potentiellen Opfer Gedanken darüber machen, wie sie beispielsweise eine Vergewaltigung verhindern können?“ über die Solnit schreibt. Warum sind die Opfer angehalten, im Dunklen lieber zu Hause zu bleiben? Warum werden nicht die potentiellen Täter in die Verantwortung genommen? Warum wird nicht thematisiert, dass Gewalt zum größten Teil männlich ist? Solnit führt in einem Essay hauptsächlich Statistiken an. Das klingt simpel, war aber mindestens so erschreckend wie informativ. Ich bin aus dem „ungläubig den Kopf schütteln“ und „zustimmend nicken“ zum Teil gar nicht mehr heraus gekommen.

Solnit zeigt auf, was bereits geleistet wurde vom Feminismus und welcher Weg noch zu gehen ist. Das macht sie nie anklagend, immer versucht sie beide Seiten einzubringen, versucht nicht zu verallgemeinern. Sie schreibt in einer klaren, schnörkellosen und gut lesbaren Sprache. Auch wenn Adichie (We should all be fiminists) definitiv den feineren Schreibstil hat, hat Solnit hier einfach den Nagel auf den Kopf getroffen.

Allerdings muss ich ein paar Abstriche machen. Von den enthaltenen sieben Essays haben mich eigentlich nur drei (Wenn Männer mir die Welt erklären, Der längste Krieg und Ein Lob der Bedrohung) begeistert. Die dafür sehr. Das Essay über Virginia Woolfe zum Beispiel hat mich in erster Linie gelangweilt. „Großmutter Spinne“ war mir wiederum zu sprunghaft und weitschweifig.

In diesem Band sind also zum einen Essays versammelt, die mich sehr begeistert haben, die ich sicherlich noch das eine oder andere Mal zur Hand nehmen und weiterempfehlen werde. Zum anderen Essays, die mich eher kalt gelassen haben. Aber wer weiß, vielleicht kann ich zu einem anderen Zeitpunkt mal mehr damit anfangen. Solnit gibt mit „Wenn Männer mir die Welt erklären“ einen großartigen Einstieg in das Thema Feminismus und macht Mut und Lust sich weiter damit zu beschäftigen. Also, Ladys: Lest das!

Kommentare

LySch kommentierte am 07. März 2018 um 21:45

Da möchte ich sehr gerne mal reinschmökern! Danke für diesen schönen Tipp und die fundierte Rezi dazu! :)

wandagreen kommentierte am 07. März 2018 um 22:15

"Warum wird nicht thematisiert, dass Gewalt zum größten Teil männlich ist". Oh, das wird es, Minzi, das wird es. Doch du kannst sicher sein, dass es immer SOFORT einen riesengroßen Aufschrei geben wird und Diskriminierung gerufen wird! Kein anderes gesellschaftliches Thema ruft größeren Widerstand und Widerspruch auf den Plan. Auch von Frauen übrigens.

katzenminze kommentierte am 08. März 2018 um 11:17

Dass es dann immer einen Aufschrei gibt, schreibt sie auch. Ich habe aber in keinster Weise das Gefühl, dass das in den letzten Jahren Thema war. Vor allem nicht, wenn es um Lösungen oder Prävention geht. Aber guck mal: Wenn du die Essasy auf englisch lesen magst; es gibt sie auch online. Hier ist "Wenn Männer mir die Welt erklären" und hier ist "Der längste Krieg".

Emswashed kommentierte am 08. März 2018 um 08:49

Ich fühle mich zwar mit Ladys nicht angesprochen, aber das Buch liegt vermutlich im gleichen Themenbereich wie "Untenrum frei" von Margarete Stokowski, welches ich mit wachsender Begeisterung, aber auch Wut im Bauch gelesen habe. Wenn "Mann" mir die Welt erklärt, zücke ich schon meinen geistigen Vorschlaghammer und hätte ich dieses Buch liegen sehen, meine Hand hätte schon automatisch zugegriffen. Danke für den Tipp.

wandagreen kommentierte am 08. März 2018 um 10:21

:D. Wollen wir mal über Frauen wie Verona Poth diskutieren, Ems?

Emswashed kommentierte am 08. März 2018 um 16:21

Warum gerade über Poth? Ihre Stimme irritiert mich dermaßen, dass ich ihr wenig zuhöre. Mit ihrer "Karriere" hat sie einen Weg eingeschlagen, der sie schwerlich für ernsthaftere Theman qualifiziert.

katzenminze kommentierte am 08. März 2018 um 11:19

Stochwoski steht noch auf meienr Agenda. Das wird dieses Jahr sicher auch noch gelesen. ^.^

Emswashed kommentierte am 08. März 2018 um 16:28

Das ist ja jetzt mal genial und hat mich zum Lachen gebracht: Ich habe Stochwoski gegoogelt, mich verschrieben, Stockwoski eingegeben und trotzdem wusste Google, dass ich Stokowski meinte... hätte ja auch sein können, dass wir aneinander vorbei reden... . Kann Google unsere Gedanken lesen?

katzenminze kommentierte am 08. März 2018 um 16:33

Auf jeden Fall! :D Du darfst mich in dem Punkt nicht wörtliche nehmen. Ich schreibe andauernd Autorennamen falsch! Späzialitäten sind: Cody McFaden, Donna Tratt...