Rezension

Lässt Büchersammlerherzen höher schlagen

Jane Austens Geheimnis - Charlie Lovett

Jane Austens Geheimnis
von Charlie Lovett

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt: Sophie Collingwood liebt Bücher, vor allem die von Jane Austen. Ihrer Leidenschaft kann sie auch beruflich nachgehen: als Angestellte in einem Londoner Antiquariat. Dort versucht sie für ihre Kunden noch die obskursten Werke aufzutreiben – wie beispielsweise „Ein kleines Buch allegorischer Geschichten". Für diese Sammlung erbaulicher Erzählungen aus dem Jahr 1796 gibt es gleich zwei Interessenten. Was Sophie nicht ahnt: Das schmale Bändchen birgt den Schlüssel zu einem Geheimnis um Jane Austens Meisterwerk “Stolz und Vorurteil”. Und plötzlich wird aus der Suche nach einem vergessenen Buch ein höchst gefährliches Abenteuer … (Quelle: Verlag)

Meine Meinung: „Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein Junggeselle im Besitz eines schönen Vermögens nichts dringender braucht als eine Frau“ (S. 192). Dieser Satz gehört neben zwei anderen zu meinen liebsten Anfangssätzen in der Literatur und auch, wenn er nicht der Anfangssatz von Jane Austens Geheimnis ist, so ist er doch eng mit diesem Buch verknüpft. Sophie startet nach dem Tod ihres Onkels einen Job n einem Antiquariat und wird in kurzer Zeit von zwei Männern aufgesucht, die beide eine Ausgabe eines ganz bestimmten Buches suchen. Von diesem hat Sophie noch nie etwas gehört und es ist darüber hinaus auch sehr schwer aufzutreiben und ehe sie es sich versieht, ist sie mehr oder weniger in einen Fall entwickelt und kommt einem jahrzehntelang gehütetem Geheimnis auf die Spur. Parallel dazu wechseln sich die Kapitel, die aus Sophies Sicht erzählt werden, mit denen ab, die aus Janes Sicht erzählt werden. Und mit Jane ist niemand anderes gemeint als Jane Austen. Mit den beiden gehen wir einem Geheimnis auf die Spur, das in der zweiten Ausgabe von „Ein kleines Buch allegorischer Geschichten“ von Richard Mansfield liegt und eng mit Jane Austens „Stolz & Vorurteil“ verknüpft ist.

De Geschichte, ist zur Hälfte historisch untermauert, zur anderen Hälfte frei erfunden, wie Charlie Lovett im Nachwort aufklärt. Dennoch fand ich sie gut konstruiert und glaubhaft. Vor allen Dingen aber ansprechend, spannend und wunderschön. Als wahrer Jane Austen Fan entfaltet die Geschichte meiner Meinung nach ihr ganzes Potential, denn man taucht tief in die Welt seiner Heldin ein und geht ihrem Leben auf die Spur. Wer aber besonders durch Sophie auch angesprochen wird, sind wahre Buchliebhaber. Sophie ist eine leidenschaftliche Sammlerin und hat diese Leidenschaft durch ihren Onkel entdeckt, während die beiden bei ihrer restlichen Familie auf Unverständnis treffen. Das hat sie mir direkt sehr sympathisch gemacht aber auch sonst ist Sophie ein toller Charakter und bei ihrer Bandbreite an (weiblichen) Emotionen, habe ich mich oft gefragt, wie Charlie Lovett eine Frau so gut konstruieren konnte.

„Bin ich eine Büchersammlerin?“, fragte sie, als sie die ruhigen Straßen von Maida Vale erreichten.
„Was tust du mit einem Buch, wenn du es bekommst?“, wollte Onkel Bertram wissen.
„Ich lese es“, antwortete Sophie. „Oder ich bitte dich, es mir vorzulesen.“
„Und dann?“
„Dann stelle ich es in mein Regal, damit ich jederzeit wieder darin blättern kann, wenn ich möchte.“
„Und würdest du es jemals wegwerfen oder verkaufen?“
„Natürlich nicht“, erwiderte Sophie. „Was für eine dumme Frage!“
„Ich habe noch eine dumme Frage, und dann kann ich dir sagen, ob du eine echte Büchersammlerin bist.“
„Welche?“, sagte sie ernst.
„Wenn du ein neues Buch gelesen hast und es in dein Regal stellst, liegt er dir dann am Herzen?“
„Oh, ja!“, rief Sophie.
„Dann bist du eine Büchersammlerin“, erklärte Onkel Bertram. „So wie ich ein Büchersammler bin.“ – S. 71

Dieses Gespräch aus ihrer Kindheit, an das sich Sophie im Buch erinnert, macht sehr gut die Buchliebe deutlich, die das ganze Werk über präsent ist und macht die Geschichte absolut lesenswert. Aber auch der eigentliche Plot, der sich um Jane Austens Geheimnis rankt, war interessant. Sowohl aus Sophies Perspektive als auch aus Janes bekommen wir ständig Hinweise und formulieren so auch erste Vermutungen aber so ganz kommen wir nie auf das Geheimnis, das sich am Ende auf logische Weise löst. Nebenbei verzaubert uns Charlie Lovett mit einer Liebesgeschichte voller Stolz und Vorurteil, Verstand und Gefühl. Sie ist Jane Austen definitiv würdig.

Fazit: Mit Jane Austens Geheimnis hat Charlie Lovett einen Roman geschaffen, der Bücherliebhaber gleichermaßen wie Jane Austen Fans begeistern kann. Das gut konstruierte Werk hat viele Facetten, die sich alle gegenseitig ergänzen und ist schnell zu einem meiner Jahreshighlights geworden. Dieses Buch wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben.

Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das zauberhafte *Rezensionsexemplar.